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StreamTeam: Taktikanalyse im Fussball live auf dem Tablet

StreamTeam-Demo

Informatiker der Universität Basel entwickeln zusammen mit der Berner Fachhochschule ein System, das fussballtaktische Elemente in Echtzeit analysieren und abbilden kann. «StreamTeam» soll Trainern ermöglichen, unmittelbar zu erkennen, wie erfolgreich ihr Team taktische Vorgaben umsetzt.

06. Oktober 2017

Die Leistung der Spieler im professionellen Fussball scheint gläsern. Gelaufene Kilometer, erfolgreiche Zweikämpfe, gelungene Pässe: all das ist mittlerweile für Trainer und auch Zuschauer vor dem Bildschirm unmittelbar abrufbereit. Ob die Taktik des Teams aufgeht und wie erfolgreich die Spieler die Vorgaben des Coaches umsetzen, kann mit den bislang gemessenen Parametern jedoch nicht bestimmt werden.

Diese Lücke möchten nun Forscher am Departement Mathematik und Informatik der Universität Basel schliessen. Sie entwickeln zurzeit in Kooperation mit der Berner Fachhochschule ein System namens «StreamTeam», das komplexe Teamereignisse wie zum Beispiel Abseitssituationen in Echtzeit untersuchen und abbilden kann.

StreamTeam verarbeitet Positionsdatenströme der Spieler und des Balls und erkennt anhand vorab definierter Algorithmen Teamereignisse. Die Anwendung visualisiert diese in Echtzeit auf nutzerfreundliche Art und Weise. Somit können Trainer live verfolgen, wie erfolgreich ihr Team taktische Vorgaben erfüllt, und sind in der Lage, den Spielern unmittelbar Feedback zu geben.

Momentan kann StreamTeam bereits Ballbesitzwechsel sowie erfolgreiche und abgefangene Pässe automatisiert erkennen. So ist das Tool in der Lage, Passstatistiken zu berechnen. Ausserdem können in StreamTeam virtuelle Abseitslinien und Heatmaps für individuelle Spieler und für das gesamte Team angezeigt werden. Eine Heatmap visualisiert mit einem Ampel-Farbschema, wie oft sich ein Spieler in einem bestimmten Bereich des Feldes aufgehalten hat.

Zusammenarbeit zwischen Sportwissenschaftlern und Informatikern

Das Projektteam arbeitet aktuell daran, komplexere taktische Elemente wie zum Beispiel Abseitsfallen, Konter oder Pressing analysieren zu können. «Hierfür ist die Zusammenarbeit von Sportwissenschaftlern und Informatikern essenziell. In vielen Fällen gibt es selbst unter den Experten noch keine allgemein anerkannte Definition der Ereignisse und daher auch keine algorithmische Formulierung», erläutert Prof. Dr. Heiko Schuldt, Leiter der Forschungsgruppe Datenbanken und Informationssysteme am Departement für Mathematik und Informatik.

Projekt-Co-Leiter Martin Rumo von der Berner Fachhochschule und dem Bundesamt für Sport ergänzt: «Im StreamTeam-Projekt arbeiten verschiedene Partner erfolgreich zusammen. Für mich stellt besonders die Kette von Grundlagenforschung, angewandter Forschung, Evaluation hin zur tatsächlichen Nutzung auf dem Feld eine sehr spannende Herausforderung dar.»

Weitere Anwendungen geplant

Der Kern des StreamTeam-Systems ist so angelegt, dass das Tool später auch in anderen Sportarten eingesetzt werden kann. In den Anfängen steht bereits eine Kooperation mit der International Ice Hockey Federation. Das Projektteam beschäftigt sich auch mit sportfernen Anwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel der Koordination von Einsatzkräften bei der Bekämpfung von Waldbränden.

Das StreamTeam-Projekt wird von der Hasler Stiftung im Rahmen der Cyber-Human Systems Initiative gefördert. Projektpartner sind die Universität Basel (Projektleitung) sowie das BFH-Zentrum Technologien in Sport und Medizin unter gemeinsamer Trägerschaft der Berner Fachhochschule BFH und der an der BFH angegliederten Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen EHSM, die wiederum Teil des Bundesamts für Sport ist.

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