Drei SNSF Starting Grants für die Universität Basel
Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) vergibt dieses Jahr 41 Starting Grants. Drei fördern Projekte aus den Geisteswissenschaften an der Universität Basel in den Bereichen Geschichte, Altertumswissenschaften und Sprachwissenschaft.
11. November 2025
Die SNSF Starting Grants unterstützen Forschende, die eine eigene Forschungsgruppe aufbauen möchten, ähnlich wie die früheren Programme Eccellenza und Prima. Bewerberinnen und Bewerber sind teilnahmeberechtigt, wenn sie zwei bis acht Jahre Berufserfahrung nach der Promotion vorweisen können und einen Bezug zur Schweiz haben. Bewerberinnen und Bewerber, die bereits eine Assistenzprofessur innehaben und bereits bedeutende Drittmittel erhalten haben, sind nicht teilnahmeberechtigt.
Die Projekte werden mit jeweils ca. 1,8 Millionen Franken gefördert. Die drei Grantees erhalten eine Assistenzprofessur (ohne Tenure Track) an der Universität Basel.
Demokratie unter Druck
1918 entstand die Erste Tschechoslowakische Republik nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Österreich-Ungarischen Monarchie. Die Staatsgründung war zwar demokratisch, es gab jedoch viele Feinde der Demokratie. Der Staat musste sich gegen Extremisten verteidigen, ohne selbst autoritär zu werden.
In seinem Projekt analysiert der Historiker Dr. Fabian Baumann juristische und politische Strategien, mit denen die junge Demokratie gesichert werden sollte. Dabei untersucht er insbesondere Hochverratsprozesse.
Die Forschung trägt auch dazu bei, die Fragilität demokratischer Systeme besser zu verstehen und kann so zu Debatten über aktuelle Entwicklungen beitragen: Durch innere autoritäre Bewegungen und den Einfluss autokratischer Staaten geraten westliche Demokratien unter Druck.
Fabian Baumann ist Historiker für Osteuropa. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Geschichte des Nationalismus und der Imperien in Russland, in der Ukraine und in Ostmitteleuropa. Baumann hat an der Universität Basel doktoriert und forscht derzeit an der Universität Heidelberg.
Neuer Blick auf die Phönizier
«Die Phönizier» sind allgegenwärtig im antiken Mittelmeerraum. Sie gelten unter anderem als erfahrene Seefahrer und Händler sowie als Erfinder und Verbreiter des Alphabets. Dieses Bild ist jedoch stark durch antike und moderne Fremdzuschreibungen geprägt.
Da es kaum schriftliche Quellen in phönizischer Sprache gibt, beruhen die Darstellungen meist auf griechischen und römischen Texten, die die Phönizier als «die Anderen» konstruieren. Im 20. Jahrhundert kam es zu einer ideologischen und politischen Umdeutung der Phönizier: Sie dienten dazu, nationale Identität, Legitimität und Einheit in Nationen im Nahen Osten zu stiften.
In ihrem Projekt hinterfragt die Archäologin Dr. Pauline Maillard dieses fremdbestimmte Bild und die moderne Interpretation, die nicht der historischen Realität entspricht. Sie untersucht die materielle Kultur gemischter Gemeinschaften auf Zypern, die aus komplexen Migrationsmustern entstanden sind – insbesondere in der Stadt Kition (heute: Larnaka) –, sowie die Wechselwirkungen zwischen zyprischen und levantischen Gruppen. Ihr Ziel ist es, einen neuen Ansatz zur Charakterisierung der Identitätsbildung anhand archäologischer, sprachlicher und sozialer Spuren zu rekonstruieren und damit zu einer differenzierteren Wahrnehmung zu gelangen.
Pauline Maillard forscht derzeit an der Universität Fribourg. Sie untersucht die materielle Kultur im Mittelmeerraum und ist spezialisiert auf die Archäologie des antiken Zypern. Ihre Hauptinteressen gelten dabei der Untersuchung der Tonkunst sowie, im weiteren Sinne, der Geschichte der antiken materiellen Kultur und den anthropologischen Aspekten der Bildgestaltung in vernetzten Gesellschaften.
Wie Auslandaufenthalte nachwirken
Studienaufenthalte im Ausland sind prägende Erfahrungen. Sie fördern sprachliche und interkulturelle Kompetenz sowie positive Einstellungen gegenüber Mehrsprachigkeit. Bisher gibt jedoch nur wenige Untersuchungen dazu, welche langfristigen Effekte solche Aufenthalte haben.
Das Projekt der Sprachwissenschaftlerin Dr. Zeynep Köylü analysiert, wie sich sprachliche, interkulturelle und einstellungsbezogene Fortschritte während eines Auslandsaufenthalts über die Zeit erhalten, weiterentwickeln und in zukünftige Lehrpraktiken übertragen.
Ein besonderer Fokus gilt angehenden Lehrpersonen: Das Projekt untersucht, wie deren Studienaufenthalte im Ausland dazu beitragen, dass in Schweizer Klassenzimmern sprachliche Vielfalt, ein Bewusstsein für Mehrsprachigkeit und eine darauf ausgerichtete Didaktik stattfinden.
Zeynep Köylü ist Oberassistentin im Fachbereich Anglistik am Departement Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität Basel. Ihre Forschungsinteressen gelten unter anderem dem Zweitsprachenerwerb und Sprachentwicklung in unterschiedlichen Kontexten, insbesondere im Rahmen eines Auslandstudiums. Einen weiteren Fokus legt sie auf fortgeschrittene Sprachbeurteilung, Englisch als Lingua franca sowie auf interkulturelle Kompetenzen.


