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Unisonar S7|EP4: Wie real ist eine Fotografie im KI-Zeitalter?

Logo Unisonar und Porträt Peter Fornaro
Peter Fornaro spricht über Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz für die Fotografie und weshalb wir uns vor allem darin schulen müssen, diese zu erkennen (Bild: zvg/Illustration: Olivia Fischer, Universität Basel).

Wann zeigt ein Foto die Realität – und wann nicht? Peter Fornaro, Titularprofessor für Digital Humanities an der Universität Basel, spricht im Podcast über Bildmanipulation, künstliche Intelligenz und die Grenzen der fotografischen Wahrheit. Und wie KI-unterstützte Fotografien ein Gewinn für die Forschung werden können.

Peter Fornaro beginnt das Gespräch mit einem kritischen Blick auf die digitale Fotografie. Trotz der technischen Nähe zur Realität sei ein Foto letztlich nur ein Lichtbild, das durch Sensoren und Algorithmen stark verändert werden könne. «Es sind heute digitale Daten, die sich relativ leicht manipulieren lassen», erklärt Fornaro.

Besonders problematisch sei dabei der Begriff RAW, der eigentlich für unbearbeitete Sensordaten stehen sollte. In der Praxis würden jedoch selbst RAW-Dateien von Smartphones bereits durch Algorithmen nachgeschärft und verändert – ohne dass Nutzer dies abschalten könnten. «Das Schlimme ist, dass es gemacht wird – und das andere, was ich viel dramatischer finde: Ich kann das nicht abstellen.»

KI zwischen Hilfe und Täuschung

Trotz seiner Kritik an algorithmischer Nachbearbeitung räumt Fornaro auch die positiven Seiten der KI in der Fotografie ein. Künstliche Intelligenz könne helfen, technische Schwächen kleiner Smartphone-Kameras auszugleichen und Laien zu professionellen Bildern zu verhelfen.

Funktionen wie das künstliche Freistellen von Porträts oder das Fotografieren bei schwachem Licht seien beeindruckende technische Leistungen. Dennoch warnt er: «Ich finde diese Bildmanipulation viel krasser, wo wirklich Bildinhalt wesentlich verändert wird.» Solche Veränderungen seien in journalistischen oder forensischen Kontexten besonders problematisch, da Authentizität kaum noch überprüfbar sei.

Medienkompetenz als Schlüssel zur Realität

Zum Schluss richtet Fornaro einen Appell an Bildungseinrichtungen. Digitale Medienkompetenz müsse bereits in der Primarschule vermittelt werden: Nicht nur die Nutzung digitaler Tools, sondern auch das kritische Hinterfragen der Funktionsweise.

«Der Konsum steht im Vordergrund von digitalen Inhalten, weniger das selber erzeugen und technisch hinterfragen.» Auch wenn KI-generierte Inhalte heute täuschend echt wirken, dürfe sich die Gesellschaft nicht von der Realität verabschieden. Im Gegenteil, sagt Fornaro: «Man sollte den Begriff der Realität viel stärker ins Zentrum stellen.»

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