Studieren in Coronazeiten
Umfrage zur digitalen Lehre
Aufgrund der Corona-Pandemie musste im Frühjahr 2020 der Unterricht auf digitale Formate umgestellt werden. Um die Erfahrungen für die Zukunft zu nutzen und die Potenziale und Grenzen digitaler Lehre für die Universität Basel zu erkennen, wurde eine Umfrage unter allen Studierenden und Dozierenden durchgeführt.
2881 Bachelor- und Master-Studierende sowie 584 Dozierende haben die Fragen zu digitalen Lehrveranstaltungen und Prüfungen, dem Lernen und Unterrichten allgemein sowie zur Bedeutung von Präsenzunterricht und digitaler Lehre beantwortet. Die hohe Teilnahmequote und das umfassende qualitative Feedback in den offenen Fragen geben einen guten Einblick in die universitäre Lehre zu Corona-Zeiten und erlauben einen Ausblick auf die zukünftige Gestaltung der Lehre.
«Blended Learning» ‒ das Beste aus beiden Welten verbinden
Ergebnisse: Die meisten Studierenden und Dozierende vermissten während der Corona-Zeit den Präsenzunterricht sehr, insbesondere die soziale Interaktion und den Austausch untereinander. Gleichzeitig wünscht sich ein grosser Teil der Befragten zukünftig mehr digitalen Unterricht. Insbesondere schätzen Studierende und Dozierende die grössere Flexibilität, die idealerweise durch digitale Formate ermöglicht wird.
Perspektiven: Studierende und Dozierende haben während der Corona-Pandemie das Potenzial von Präsenz und digitalen Unterrichtsformen kennen und schätzen gelernt. Blended-Learning-Formate, die "das Beste aus beiden Welten" verbinden, werden künftig auch an einer Präsenzuniversität selbstverständlicher sein. Die Universität muss dafür geeignete Rahmenbedingungen schaffen: niederschwellige Werkzeuge und Support für digitale Formate sowie geeignete Lehr- und Lernumgebungen auf dem Campus.
«Guided Independent Learning» ‒ Lernen im eigenen Tempo, aber nicht allein
Ergebnisse: Studierende schätzten es sehr, in ihrem eigenen Tempo lernen zu können. Gleichzeitig hatten sie Schwierigkeiten, sich über längere Zeit ohne Austausch untereinander und mit Dozierenden zu konzentrieren und motivieren, ihr Studium und Lernzeiten zu strukturieren und ihren Lernfortschritt einzuschätzen. Da auch digitales Lernen an einem physischen Ort stattfindet, ist bei Studierenden der Wunsch nach Arbeitsplätzen in Lesesälen oder eigens eingerichteten Lernräumen an der Universität hoch.
Perspektiven: Das begleitete Selbststudium wird an Bedeutung gewinnen. Insbesondere für Feedback zur Sichtbarmachung des Lernfortschritts bieten digitale Werkzeuge zahlreiche Möglichkeiten. Zugleich spielt beim Selbststudium auch die gemeinsame Präsenz und der Austausch untereinander mit Dozierenden auf dem Campus eine wichtige Rolle. Dafür müssen Formate weiterentwickelt und (Lern-)Räume geschaffen werden. Dozierende übernehmen dabei vermehrt die Rolle der Lernbegleitung, etablieren Feedback-Strukturen und fördern das Peer Learning.
«E-Assessment» ‒ neue Prüfungsformate ermöglichen
Ergebnisse: Die Mehrheit der Studierenden und Dozierenden konnte sich gut auf digitale Leistungsnachweise und Prüfungsformen umstellen. Dennoch stellten die Infrastruktur und die Bewältigung technischer Probleme eine grosse Herausforderung dar, ebenso die Tatsache, die Prüfungen von zu Hause aus zu absolvieren. Unsicherheit mit neuen Prüfungsformaten, Fairness und Kontrolle waren in diesem Zusammenhang die zentralen Themen. Gleichzeitig wurde es von vielen geschätzt, Prüfungen digital absolvieren zu können.
Perspektiven: Elektronische Prüfungen bieten zukunftsweisende Möglichkeiten für kompetenzorientierte Prüfungsformate und eine effiziente Prüfungsorganisation. Sie erfordern eine zuverlässige, sichere, skalierbare und datenschutzkonforme technische Infrastruktur. Dafür muss die Universität auf dem Campus die entsprechende technische und räumliche Infrastruktur schaffen.
«Video in der Lehre» ‒ mehr als nur Vorlesungsaufzeichnungen
Ergebnisse: Für die Aneignung von Wissen wünscht sich die deutliche Mehrheit der Studierenden audiovisuelle Lernmaterialien wie aufgezeichnete Veranstaltungen, Screencasts, Lehrvideos oder vertonte Präsentationsfolien. Dies wünschen sie insbesondere für die Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen, nicht als Ersatz für die Präsenzzeit.
Perspektiven: Das Thema «Video in der Lehre» muss mit allen Facetten strategisch aufgenommen werden ‒ von der niederschwelligen Veranstaltungsaufzeichnung und -übertragung über die Produktion und Publikation von Lehrvideos, die Nutzung frei verfügbarer Bildungsressourcen (OER) bis hin zu datenschutzrechtlichen Aspekten.
Die Ergebnisse sind als Poster, als Kurzbericht mit Kernaussagen und Ausblick und als ausführlicher Bericht inkl. Methodik, Darstellung der Unterschiede zwischen Fakultäten und Studienstufen und Anhang (Tabellenband, Kategorienglossar der offenen Fragen und Fragebögen) verfügbar.
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Dr. Gudrun Bachmann
Leiterin Learning and Teaching, Leiterin Bildungstechnologien
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Simon Degen
Evaluation