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Weitere Vortragsreihen im laufenden Herbstsemester

Mumien-Experten sprechen in einer öffentlichen Vortragsreihe über ihre Forschung zu toten Körpern, die nicht verwesen. In zwei weiteren Ringvorlesungen werden die vermeintlich moralische Funktion von Literatur und die Gefahr «böser Bücher» erörtert.

30. September 2016

Momentan zu sehen im Naturhistorischen Museum Basel: Gletschermumie einer Gämse, zwischen 150 und 250 Jahre alt. Entdeckt 1909 auf 2000 Meter Höhe auf dem Bisgletscher im Wallis.
Momentan zu sehen im Naturhistorischen Museum Basel: Gletschermumie einer Gämse, zwischen 150 und 250 Jahre alt. Entdeckt 1909 auf 2000 Meter Höhe auf dem Bisgletscher im Wallis. (Bild: Gregor Brändli)

Vier internationale Spezialisten lassen Interessierte in die Welt der Mumien eintauchen: Professor Hervé Bocherens von der Universität Tübingen hält einen Vortrag über Mumien aus der Eiszeit. Frank Rühli, Professor an der Universität Zürich, erklärt, wie mit Hilfe von Röntgenanalytik und Computertomographie Einblicke in Mumien gewonnen werden. Auch Ötzi und seinesgleichen haben in der Vortragsreihe ihren Platz, wenn Dr. Albert Zink vom Südtiroler Archäologie Museum aus der aktuellen Gletschermumien-Forschung berichtet. Die Luzerner Historikerin Dr. Janine Kopp referiert abschliessend zum Thema «Mumia vera und Menschenfleisch als Medikamente in historischen Zeiten».

 

Verbrechen und (poetische) Gerechtigkeit. Literatur als Zeuge und Richter

Die vom Departement Sprach- und Literaturwissenschaft organisierte Ringvorlesung thematisiert die Beziehung von Recht und Literatur. «Literatur als Zeuge» bezieht sich auf die literarische Darstellung und Präsenz von Verbrechen, Recht und Gerechtigkeit. Es geht um die Frage nach den Wurzeln von Gewalt und des Bösen oder um die Ästhetisierung von Gewalt, wie etwa in Kriminalromanen.

«Literatur als Richter» meint die vermeintlich moralische Funktion der Literatur. Diese kann durch das Darstellen eines «guten Endes» mit Bestrafung der Bösen und Belohnung der Guten für «poetische Gerechtigkeit» sorgen. War dies in der Vormoderne ein gängiger Grundsatz, so finden sich in der Literatur der Moderne häufig offene Enden – treuer an die nicht-gerechte Realität.

Ringvorlesung «Böse Bücher»

Böse Bücher

Der Titel dieser Ringvorlesung suggeriert verstörende, gewaltverherrlichende, rassistische, antisemitische, pornographische oder gotteslästerliche Texte, kurz: alles was der Giftschrank einer Bibliothek den Leserinnen und Lesern aus guten oder schlechten Gründen vorenthält.

Ein Blick in die Literaturliste der Vortragsreihe zeigt aber: Es finden sich auch Titel wie «Die Biene Maja und ihre Abenteuer» und «Max und Moritz», die harmlos klingen. Die Vorlesungsreihe enttäuscht die mit ihrer Bezeichnung Böse Bücher verbundene Erwartungshaltung bewusst. Zwar werden Bücher vorgestellt, die als gefährlich galten oder immer noch gelten, die aber dennoch oder gerade deswegen eine genaue Lektüre verdienen. Die Reihe soll verdeutlichen, dass Bücher, die allgemein als «gut» bewertet werden, sich nicht selten als «böse» erweisen und umgekehrt.

Kultur- und Literaturwissenschaftler stellen jede Woche ein Buch ihrer Wahl vor und zeigen auf, worin die Probleme und das Gefahrenpotential liegen.

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