Sprung in die Wirtschaft.
Interview: Céline Emch
Wie man als Nanowissenschaftler in der Versicherungsbranche landet: Marco Krummenacher berichtet von seinem Berufseinstieg nach der Forschung.
AlumniBasel: Herr Krummenacher, was reizte Sie an einem Studium in Nanowissenschaften?
Marco Krummenacher: Schon in der Schule begeisterten mich Naturwissenschaften, aber ich wollte mich nicht festlegen. Nanowissenschaft an der Universität Basel bot die ideale Mischung aus Physik, Chemie, Mathematik und Biologie. Besonders der theoretische Teil in Physik packte mich, sodass ich im Master Physik als Vertiefungsfach wählte und danach in Computational Physics promovierte.
Wie kommt es, dass Sie nun in der Versicherungsbranche tätig sind?
Nach zehn Jahren Forschung suchte ich eine neue Herausforderung ausserhalb der Wissenschaft. Das Alumni-Mentoringprogramm erwies sich dabei als ideale Unterstützung: Es eröffnete mir Einblicke in verschiedene Berufsfelder und vermittelte mir durch die persönliche Betreuung meines Mentors das nötige Selbstvertrauen für den Berufseinstieg. Unsere Gesprächsthemen reichten von professionellem Auftritt und Gehaltsverhandlungen bis zu Bewerbungsgesprächen, die wir sogar praktisch durchspielten.
Was war dabei besonders hilfreich?
Mein Mentor half mir, meine akademischen Stärken in einen wirtschaftlichen Kontext zu übersetzen. Da «Physiker» selten direkt gesucht werden, ermutigte er mich, neue Perspektiven zu erkunden.
So stiess ich auf die Versicherungsbranche, die – wie die Physik – stark auf mathematische Modelle setzt. Ein Schlüsselmoment war eine Präsentation von Baloise im Rahmen des Alumni-Mentorings, wo ich nicht nur das Unternehmen kennenlernte, sondern auch die offene Position als Quantitative Developer entdeckte, die ich heute mit Begeisterung ausfülle.
Was umfasst Ihre Arbeit konkret?
Mit meinem fünfköpfigen Team entwickle ich die aktuarielle Software bei Baloise, also die Software für die Bewertung von Risiken und finanziellen Unsicherheiten. Diese unterstützt Mitarbeitende der Versicherung bei zentralen Berechnungen für den Geschäftsabschluss: Sie bewerten damit Portfolien und deren Risiken, indem sie die Wahrscheinlichkeit von Unfällen, Krankheiten oder Naturkatastrophen berechnen, Rücklagen für Krisen planen und grosse Datenmengen auswerten, um Trends wie veränderte Lebenserwartungen frühzeitig zu erkennen.
Bedeutet das, dass Ihre Aufgabe erledigt ist, sobald die Software läuft?
Eine Software ist nie fertig. Es gibt laufend neue Anforderungen: schnellere Abläufe, neue Produkte oder Modelländerungen. Dabei arbeiten wir eng mit dem Aktuariat zusammen, welches die Vorgaben macht. So entsteht eine spannende Schnittstelle zwischen Softwareentwicklung und Versicherungsmathematik. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Mischung aus bekannten und neuen Technologien machen den Beruf für mich daher besonders abwechslungsreich und reizvoll. Langweilig wird es also nie!
«Meine Tipps für den Berufseinstieg.»
1. Traut euch, neue Wege zu gehen! Euer Studium muss nicht euer ganzes Berufsleben bestimmen. Manchmal öffnen sich Türen, die ihr nie erwartet hättet. Bleibt also offen für Neues.
2. Bewerbt euch auf Stellen, die euch wirklich interessieren – auch wenn ihr nicht alle Anforderungen erfüllt.Sucht euch etwas, das euch erfüllt, denn Arbeit soll Spass machen! Ausserdem schätzen Unternehmen oft Motivation und Lernbereitschaft mehr als eine perfekte Übereinstimmung.
3. Sucht den Austausch: Nutzt Programme wie das Alumni-Mentoring, sprecht mit Absolventinnen und Absolventen und lernt aus ihren Erfahrungen. Der persönliche Austausch eröffnet wertvolle Perspektiven und hilft euch, euren eigenen Weg zu finden.
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