Nightline - ein offenes Ohr für Studierende

Stress, Alltagssorgen und Ratlosigkeit: Jeder Mensch kennt solche Situationen und wie sie am Gemüt nagen. Unterstützung bietet hier seit diesem Frühling die skuba mit einem neuen Angebot. Mit Nightline stellt die skuba einen anonymen Chat zur Verfügung. Studierende erreichen dort eine Ansprechperson, wenn sonst gerade niemand da ist.
Der Alltag kann herausfordernd sein. Viele Menschen kennen das Gefühl, mental erschöpft zu sein: Sorgen drücken, Stress zerrt an der Laune und man fühlt sich überfordert. In solchen Momenten hilft es, über Probleme mit Freund*innen, Eltern oder Bekannten zu sprechen. Doch nicht immer sind vertraute Ansprechpersonen erreichbar.
Für genau solche Momente gibt es seit März 2025 Nightline - ein Angebot, das die skuba an der Universität Basel einführte. Es handelt sich dabei um eine anonyme Chatplattform, die als Zuhör- und Informationsstelle ins Leben gerufen wurde. Jeden Montag und Donnerstag von 20 Uhr bis Mitternacht stehen Freiwillige bereit, um mit Studierenden zu chatten. Hier nehmen sich Studierende Zeit für andere Studierende – anonym, vertraulich und ohne Druck oder Verurteilung.
Damit alles niederschwellig läuft
Julie Roth ist im Vorstand der skuba tätig und arbeitet im Ressort Soziales. Sie erklärt die Motivation dahinter, Nightline auch an der Universität Basel einzuführen: «Wir wollen das Thema der psychischen Gesundheit aufgreifen und an der Universität Basel auch auf anonymer Ebene vertreten». Die mentale Gesundheit gewinnt zwar zunehmend an Aufmerksamkeit und es wird offener darüber gesprochen, doch viele Menschen sind zurückhaltend, wenn es um ihre psychische Verfassung geht.
Um möglichst niederschwellig zu sein, basiert das Angebot auf vollständiger Anonymität aller Parteien. Niemand muss persönliche Informationen preisgeben, niemand wird verurteilt oder mit ungewollten Ratschlägen konfrontiert. «Wir urteilen nicht. Bei uns kann man frei über seine Probleme oder Sorgen sprechen», versichert Julie. Die kontaktsuchende Person entscheidet selbst, was sie teilen möchte und wie lange das Gespräch dauert. Der Chat sei ein geschützter Raum, in dem man sich ganz ohne Druck öffnen kann.
Ein engagiertes Team
Hinter dem Angebot steht ein Team aus Studierenden der Universität Basel. Sechs Studierende sind für die Organisation zuständig. Damit der Aspekt der Anonymität aufrechtgehalten wird, ist keines der skuba-Mitglieder aktiv am Chatten, sondern ausschliesslich für die Organisation verantwortlich. Den Chat überlassen sie denen, die sich bei Nightline engagieren wollen. Aktuell sind neun freiwillige Helfer*innen hinter dem Screen aktiv. Sie kommen aus unterschiedlichen Fachrichtungen und bringen so vielfältige Erfahrungen mit. Ihre Arbeit bei Nightline können sich die Studierenden als «Campus Credits» an ihr Studium anrechnen lassen.
Bevor die Studierenden als Ansprechpersonen im Chat losschreiben dürfen, nehmen sie an einer Schulung teil. Diese bereitet sie auf ihre Rolle vor und bildet sie in Gesprächsführung, im Umgang mit sensiblen Themen und im aktiven und empathischen Zuhören aus. Dabei ist eine non-direktive Gesprächsführung essenziell: Die Ansprechpersonen geben keine fertigen Lösungen vor, sondern begleiten die Gesprächssuchenden dabei, durch eigene Reflexion einen Weg zu finden. «Sie spiegeln die Aussagen der Ratsuchenden und setzen gezielte Impulse, damit diese ihre Gedanken sortieren und so hoffentlich etwas Klarheit gewinnen können», so Julie.
Hilfe im Studierendenalltag
So flexibel das Gespräch ablaufen kann, so flexibel sind auch die möglichen Gesprächsthemen. Ob persönliche Probleme oder das Bedürfnis, etwas Schönes zu teilen – Nightline ist offen für alles. Es muss keine Krise vorliegen, um sich melden zu dürfen. «Es tut gut, wenn man einfach mal erzählen kann, was einem am Herzen liegt», so Julie.
Auch bei Fragen zu sozialen Anliegen sind die Gesprächspartner*innen gerne zur Stelle. Etwa, wie man an einer Universität Anschluss findet, Tipps zum Lernen oder Fragen zur Gründung von Lerngruppen sind da nicht ungewöhnlich. Julie kennt das Studierendenleben selbst aus eigener Erfahrung: «Wir sind hier alle Studierende. Wir haben alle ähnliche Sorgen, Fragen und Erfahrungen - deshalb können wir uns gegenseitig unterstützen. Sich mit Menschen in ähnlichen Positionen auszutauschen, kann da sehr weiterhelfen», erklärt sie. Auf diesem Gedanken basiert das Konzept von Nightline: Studierende helfen Studierenden auf Augenhöhe und ohne Hierarchie.
Nightline ist zwar in erster Linie eine Anlaufstelle für Studierende, doch das Angebot geht trotzdem über diese Grenze hinaus. So sind auch Studierende anderer Hochschulen oder Menschen, die gar nicht studieren, willkommen sich zu melden. Was zählt, ist ein offenes urteilsfreies Gespräch.
Campus Credits
Ihren Einsatz können sich die freiwilligen Helfer*innen als Campus Credits anrechnen lassen. Studierende können Campus Credits durch Tätigkeiten in Organisationen, Kommissionen und Gremien erwerben. Das kann beispielsweise durch die Mitarbeit in Fachgruppen, Prüfungskommissionen oder durch universitäre Tätigkeiten wie eben Nightline sein.