«Apotheke des Schreckens» – Pharmastudierende auf der Suche nach Risiken und Nebenwirkungen

Im «Room of Horrors» simulieren Studierende der Pharmazeutischen Wissenschaften den Ernstfall. Sie lernen Fehler zu erkennen und werden für mögliche Gefahren sensibilisiert. Masterstudentin Aminenur Bastürk berichtet von ihren Erfahrungen.
Im Rahmen meines Masterstudiums der Pharmazeutischen Wissenschaften an der Universität Basel durfte ich an einem spannenden Training teilnehmen: In einer Simulationsapotheke mit Labor, Beratungsraum und Verkaufstheke waren Fehler und Risiken versteckt – ein wahrer «Room of Horrors» also. Von den Erfahrungen, die ich dort machen durfte, profitiere ich auch in meiner Assistenzzeit.
Diese habe ich vor zwei Monaten in einer echten Apotheke begonnen. Dort durfte ich erste praktische Erfahrungen sammeln: Kund*innen bedienen, Arzneimittel herausgeben, Dosetts vorbereiten und verschiedene Dienstleistungen wie Blutdruckmessungen oder Medikationsanalysen durchführen. Besonders im Labor und an der Verkaufstheke merkte ich, wie wichtig volle Konzentration ist. Denn kleine Fehler – etwa ein falsch etikettiertes Medikament oder eine fehlerhafte Dosierungsanweisung – können schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Patient*innen haben.
Finde den Fehler
Genau hier setzt das Konzept der Simulationsapotheke an: In einer sicheren Umgebung lernten wir, tatsächliche und mögliche Risiken zu erkennen und zu vermeiden.
Im Labor zeigte sich zum Beispiel, dass die Vorbereitung der Dosetts und die Herstellung der Rezeptur am gleichen Ort Fehler mit sich bringen können.
Im Labor zeigte sich zum Beispiel, dass die Vorbereitung der Dosetts und die Herstellung der Rezeptur am gleichen Ort Fehler mit sich bringen können.
An der Theke übte ich, wie ich Kund*innen richtig beraten kann, selbst wenn sie ungenaue oder sogar fehlerhafte Informationen gaben. Zum Beispiel kam auch vor, dass eine falsche Dosierung auf einem Rezept stand oder ein Kunde ein Arzneimittel wünschte, das er aus gesundheitlichen Gründen gar nicht nehmen sollte. Unsere Aufgabe war es, diese Fehler zu erkennen und passende Lösungen zu finden.
Im Beratungsraum lernte ich, bei Dienstleistungen genau nachzufragen und Unsicherheiten rechtzeitig zu klären. Auch lag das Pille-danach-Protokoll der vorherigen Patientin bei der Blutdruckmessung des darauffolgenden Patienten noch am Tisch. Dabei wurden wir für den Datenschutz sensibilisiert.
Von der Simulation zur Realität
Durch die Arbeit in der Simulationsapotheke habe ich gelernt, noch strukturierter zu denken und mir in Beratungsgesprächen schnell ein umfassendes Bild von der Situation zu machen. Auch Fehler zu entdecken machte nicht nur sicherer – es förderte auch das kritische Denken und zeigte, wie unverzichtbar gute Teamarbeit für die Patient*innensicherheit ist. Denn in der Realität arbeitet niemand allein: alle Mitarbeitenden – vom Pharmaassistenten bis zur Apothekerin – tragen gemeinsam Verantwortung.
In meiner Assistenzzeit achte ich nun genauer auf Details, überlege zweimal, bevor ich ein Medikament abgebe, und fühle mich sicherer im Umgang mit schwierigen Situationen, wie zum Beispiel bei Reklamationen oder Rückfragen zu Wechselwirkungen. Ich merke, wie sehr ich durch die Simulation sensibilisiert wurde, alltägliche Abläufe zu hinterfragen- etwas, das mir heute im Praxisalltag regelmässig hilft.
Mein Studium der Pharmazeutischen Wissenschaften an der Universität Basel liefert mir dafür die theoretische Basis: Pharmakologie, Pharmaceutical Care, klinische Pharmazie – all diese Fächer helfen mir, die Zusammenhänge zu verstehen. Aber erst durch die praktische Arbeit in der Apotheke und durch realitätsnahe Simulationen kann ich das Wissen wirklich anwenden und verinnerlichen.
Die Simulationsapotheke ist eine ideale Vorbereitung auf die Praxis. Fehler dürfen hier passieren, weil sie zum Lernen beitragen. Ich kann in einem geschützten Rahmen üben, kritisch denken und Verantwortung übernehmen. Durch diese Kombination aus Studium, Simulation und echter Assistenzzeit wächst nicht nur mein Wissen, sondern auch mein Selbstvertrauen als zukünftige Apothekerin.