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Wachstum vor Fotosynthese: Wie Bäume ihren Wasserhaushalt regulieren

Forscher an Bord einer Gondel über dem Blätterdach
Eine Gondel am Drahtseil eines Baukrans trägt die Forschenden über die Baumkronen des Waldlabors. So können sie die Prozesse im Blätterdach ausgewachsener Bäume untersuchen. (Foto: Universität Basel, Christian Flierl)

Damit sie wachsen können, müssen Bäume ihre Wasserbilanz penibel kontrollieren. Eine Studie der Universität Basel zeigt, wie Bäume bei Trockenheit reagieren – und revidiert bisherige Annahmen.

13. Mai 2025 | Noëmi Kern

Forscher an Bord einer Gondel über dem Blätterdach
Eine Gondel am Drahtseil eines Baukrans trägt die Forschenden über die Baumkronen des Waldlabors. So können sie die Prozesse im Blätterdach ausgewachsener Bäume untersuchen. (Foto: Universität Basel, Christian Flierl)

Pflanzen haben an der Unterseite ihrer Blätter kleine Poren, die Spaltöffnungen. Fachleute sprechen auch von Stomata. Wenn die Sonne aufgeht, öffnen sich diese Poren und die Pflanzen nehmen darüber aus der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid (CO2) auf, das sie neben Sonnenlicht und Wasser für die Fotosynthese benötigen. Gleichzeitig verdunstet über die geöffneten Stomata Wasser; bei einem Baum können das mehrere Hundert Liter pro Tag sein.

Bei Wasserknappheit können Pflanzen ihre Spaltöffnungen schliessen und so die Wasserverdunstung unterbinden. Dass Pflanzen über diesen Schutzmechanismus verfügen, ist nicht neu. Bisher war aber nicht klar, wann er einsetzt und was ihn auslöst. Forschende am Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel liefern hierzu neue Erkenntnisse in der Fachzeitschrift «Nature Plants». Die Mehrheit der Messdaten stammt aus dem Waldlabor der Universität Basel in Hölstein im Kanton Basel-Landschaft, wo ein Kran es ermöglicht, Prozesse in den Baumkronen ausgewachsener Bäume zu untersuchen.

Balanceakt im Blätterdach

Die Verdunstung von Wasser über die Spaltöffnungen ist ein passiver Prozess bei der CO2-Aufnahme. Der Wasserverlust ist also der Preis, den eine Pflanze für die Fotosynthese zahlt. Indem sie die Stomata schliesst, kann sie die Verdunstung zwar stoppen, verzichtet damit aber auf die Fotosynthese.

«Mit Blick auf Pflanzen steht bei Forschenden traditionell die Fotosynthese im Fokus. Deshalb ging man bis jetzt davon aus, dass Bäume diesen Prozess vorrangig behandeln und folglich die Spaltöffnungen zugunsten der CO2-Aufnahme möglichst lange offenhalten und sie erst schliessen, wenn es nicht mehr anders geht», erklärt Studienleiter Prof. Dr. Ansgar Kahmen.


Originalpublikation

Richard L. Peters et al.
Uniform regulation of stomatal closure across temperate tree species to sustain nocturnal turgor and growth
Nature Plants (2025), doi: 10.1038/s41477-025-01957-3

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