Im Fokus: Chiara Minotti will Frühgeborene besser vor Infektionen schützen
Chiara Minotti liebt das Ballett und die kulturelle Vielfalt des Dreilands. Ihre grösste Leidenschaft ist aber die Medizin für die Allerjüngsten: Die Doktorandin forscht an Möglichkeiten, Infektionen bei Frühgeborenen zu verhindern oder zu behandeln.
07. August 2025 | Tobias von Rohr
Wunderbar. Dieses Wort geht Chiara Minotti jedes Mal durch den Kopf, wenn sie die Neonatologie in Basel betritt. «Natürlich ist es eine Intensivstation, aber gerade hier benötigen die Menschen, die arbeiten, Ruhe und Gelassenheit, selbst in den hektischsten Momenten», sagt sie. Diese Station des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKBB) ist für sie die schönste Neonatologie, auf der sie je war.
Chiara Minotti ist eigentlich Kinderärztin. Derzeit arbeitet sie allerdings nicht klinisch, sondern ist seit 2023 Teil des Forschungsteams von Prof. Dr. Julia Anna Bielicki am Departement Klinische Forschung der Universität Basel und am Pädiatrischen Forschungszentrum des UKBB. Der Forschungsschwerpunkt der 33-jährigen Doktorandin liegt in der Prävention von schweren Infektionen bei frühgeborenen Kindern. Sie möchte besser verstehen, wie die verletzlichsten Säuglinge davor geschützt werden können. Und sie forscht daran, wie man sie besser behandeln kann. Dafür arbeitet sie eng mit Prof. Dr. Sven Schulzke und seinem Team der Neonatologie des UKBB zusammen.
Teamwork mit den Eltern
«Gerade für die Frühgeborenen sind Infektionen ein grosses Risiko», sagt Minotti. Eine zentrale Rolle in der Forschung nehmen natürlich die Eltern ein: «Wir sind in so einer Situation alle ein Team, das zusammenarbeitet», sagt sie. Es sei wichtig, den Eltern genug Zeit zu widmen, um Informationen bereitzustellen und für ihre Fragen zur Verfügung zu stehen. Viele entwickeln dadurch eine positive Einstellung zur Forschung.
Wenn sie in einem nüchternen Besprechungsraum im UKBB sitzt und über ihre Forschung spricht, sprüht sie vor Begeisterung. Und wenn Minotti in der Arbeit trotz ihrer Motivation nicht weiterkommt, dann schnappt sie sich die Laufschuhe und geht rennen. «Kreativität benötigt Zeit und vor allem Ruhe. Wenn der Alltag zu laut ist, sehne ich mich oft nach mehr Raum zum Denken», sagt sie.
Chiara Minotti ist in Italien geboren und studierte dort auch Medizin. Sehr schnell merkte sie, dass die Pädiatrie sie besonders interessierte, und entschied sich, Kinderärztin zu werden. Nach ihrem Studium in Bologna, der Ausbildung zur Fachärztin in Padua und der Arbeit als Klinikerin und Forscherin in Modena, wollte sie unbedingt im Gebiet der neonatologischen Infektionen forschen. Denn, so sagt Minotti: «Ich finde die Arbeit auf der Neonatologie sehr bereichernd und spannend.»
Schützender Hautkontakt
Dass sie jetzt am UKBB arbeitet, ist alles andere als ein Zufall: «Ich wollte unbedingt in die Forschungsgruppe von Julia Anna Bielicki», sagt sie. Hier kann sie zu ihrem Wunschthema forschen. Besonders Freude macht ihr, dass sie deshalb auch Teil des europäischen NeoIPC-Projekts und der NeoDeco-Studie sein kann. Bei diesem von der EU geförderten Projekt wird auf mehreren neonatologischen Abteilungen in Europa die sogenannte Känguru-Pflege untersucht, also der Haut-auf-Haut-Kontakt zwischen dem Neugeborenen und den Eltern. Die Forschenden wollen herausfinden, ob dieser enge Kontakt helfen kann, Infektionen vorzubeugen.
«Ich würde für nichts auf der Welt die Möglichkeit aufgeben, in Basel zu arbeiten», sagt Minotti. Nicht nur, weil sie hier an ihrem Lieblingsthema forschen kann, sondern auch weil sie sich privat in der Region sehr wohlfühlt: Die 33-Jährige spricht vier Sprachen: Neben ihrer Muttersprache Italienisch sind das Englisch, Französisch und Deutsch, die sie täglich anwenden kann und muss. «Ich liebe es, hier zu leben – vor allem, weil sich die Sprachen so wunderbar mischen», sagt sie. Minotti lebt mit ihrem Partner in Colmar, wo dieser ebenfalls als Arzt tätig ist. Sie pendelt mit dem Zug zur Arbeit und freut sich, dass sie dann in Basel alles findet, was ihr gefällt: «Ich mag die vielen Museen und ich interessiere mich für Architektur», sagt sie.
Minotti kann hier auch einer weiteren ihrer Leidenschaften nachgehen: dem Ballett. «Ich habe klassisches Ballett gelernt und geniesse deshalb immer auch die Vorstellungen am Theater Basel», erzählt sie mit strahlenden Augen. Als das Medizinstudium es zeitlich nicht mehr zuliess, musste sie ihre grosse Leidenschaft, selbst Ballett zu tanzen, zurückstellen. «Deshalb freue ich mich immer, wenn ich die grossen Balletthäuser besuchen kann», sagt sie. Sie versucht, wann immer möglich, die beiden Welten zu verbinden: Als sie zuletzt an einer Konferenz in Wien war, besuchte sie eine Vorführung an der Staatsoper.
Minotti steht mit ihrer Forschungsarbeit noch am Anfang. Nach ihrem Doktoratsabschluss möchte sie gerne klinische Arbeit mit Forschung verbinden – und hoffentlich eine akademische Laufbahn einschlagen. Weg von der Forschung will sie nie, betont sie: «Forschung und Klinik lassen sich für mich nicht trennen – sie gehen immer Hand in Hand.»
Im Fokus: die Sommerserie der Universität Basel
Das Format Im Fokus rückt junge Forschende in den Mittelpunkt, die zum internationalen Renommee der Universität beitragen. Während mehrerer Wochen stellen wir Akademiker*innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen vor, die stellvertretend für die über 3000 Doktorierenden und Postdocs der Universität Basel stehen.