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Wie sich Eizelle und Spermium so stark aneinander festhalten

Mikroskopische Darstellung mehrerer Spermien, die auf eine Eizelle mit strukturierter rosa Oberfläche zuschwimmen.
Viele Spermien schwimmen auf eine Eizelle zu und versuchen diese zu befruchten, doch im Regelfall schafft es nur ein einziges Spermium. (Bild: Lars Neumann / AdobeStock)

Wenn sich ein Spermium zu einer Eizelle durchgeschlagen hat, um sie zu befruchten, müssen sich die beiden richtig fest aneinanderhalten. Dies geschieht über eine Proteinverbindung, die zu den stärksten in der Biologie zählt – und darüber hinaus einzigartig ist.

20. Oktober 2025

Mikroskopische Darstellung mehrerer Spermien, die auf eine Eizelle mit strukturierter rosa Oberfläche zuschwimmen.
Viele Spermien schwimmen auf eine Eizelle zu und versuchen diese zu befruchten, doch im Regelfall schafft es nur ein einziges Spermium. (Bild: Lars Neumann / AdobeStock)

Eine Eizelle und ein Spermium müssen sich im Eileiter fest aneinanderhalten, damit sie verschmelzen können und als Folge davon ein neues Lebewesen entsteht. Eine zentrale Rolle spielen dabei das Protein Juno auf der Zellmembran der Eizelle und das Protein Izumo auf dem Spermium. Forschende der ETH Zürich und der Universität Basel konnten nun zeigen: Die Verbindung der beiden Proteine ist speziell – und eine der stärksten, die in der Welt der vielzelligen Lebewesen bisher bekannt ist.

Damit es ein Spermium überhaupt bis zur Zellmembran der Eizelle schafft, muss es kräftig arbeiten. Angetrieben von seinem Flagellum, dem rotierenden peitschenähnlichen Fortsatz, kämpft es sich zunächst durch zwei Schutzschichten, die die Eizelle umgeben.

Illustration des Spermiums und der Eizelle mit dem Proteinkomplex aus Juno und Izumo
Das Protein Juno auf der Eizelle lagert sich seitlich an das Protein Izumo auf dem Spermium an. Wechselwirkungen zwischen Atomen in diesen Proteinen sorgen dafür, dass Spermium und Eizelle kurzfristig eine sehr starke Verbindung eingehen. (Grafik: Boult S et al. Nature Communications 2025, verändert)

Hat das Spermium das geschafft und ist es an der Zellmembran der Eizelle angekommen, geht es darum, sich dort festzuhalten und Zeit zu gewinnen. Diese wird benötigt, weil die Membranen von Eizelle und Spermium umorganisiert werden müssen, sodass sie flexibler werden und miteinander verschmelzen können. Ausserdem müssen für die Fusion wichtige Membranproteine am richten Ort zusammengebracht werden. Während Minuten schlägt hinten am Spermium das Flagellum wild umher, und vorne sorgt das Proteinpaar Juno–Izumo mit seiner starken Verbindung dafür, dass sich das Spermium nicht wieder von der Eizelle löst.

Fingerhakeln im Nanomassstab

Die Forschenden aus Zürich und Basel haben die beiden Proteine Juno und Izumo genauer unter die Lupe genommen. Sie taten dies losgelöst von Eizelle und Spermium: Im Labor spannten sie je ein Juno- und ein Izumo-Protein in ein Rasterkraftmikroskop und massen so, wie gut sich die beiden aneinander festhalten können, wenn man an ihnen zieht. Das Messprinzip ist ähnlich, wie wenn zwei Menschen den Mittelfinger einhakeln und dann ziehen, bis die Verbindung reisst.

Die Forschenden zeigten auf diese Weise: Juno und Izumo verhalten sich anders als die Mehrheit der bekannten Proteinpaare, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip eine Verbindung eingehen. Solche Proteinverbindungen halten grundsätzlich nicht ewig. Und bei den meisten ist es so, dass sie kürzer halten, je stärker daran gezogen wird.

Bei Juno und Izumo ist es anders. «Unter Zugkräften, wie sie vom Spermium erzeugt werden können, wird die Bindung nicht etwa weniger stabil, sondern stabiler», erklärt Viola Vogel, Professorin am Departement für Gesundheitswissenschaften und Technologie der ETH Zürich. «Die Bindung hält somit unter Zugkraft sogar länger als ohne Krafteinwirkung.» Die Forschenden sprechen in diesem Fall auf Englisch von einer Catch Bond – einer durch Zugkraft verstärkten Verbindung.

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