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Im Fokus: Rahel Arnold erweitert gemischte Realitäten

Doktorandin Rahel Arnold mit XR-Brille am Schreibtisch vor ihrem Laptop
Rahel Arnold bedient mit Gesten die Steuerelemente, die die XR-Brille ihr einblendet. (Foto: Universität Basel, Christian Flierl)

Als Informatik-Doktorandin arbeitet Rahel Arnold daran, Multimedia-Inhalte und «Augmented Reality» besser zu verzahnen. Ausgleich zur Arbeit findet sie auf acht Rollen.

17. Juli 2025 | Angelika Jacobs

Doktorandin Rahel Arnold mit XR-Brille am Schreibtisch vor ihrem Laptop
Rahel Arnold bedient mit Gesten die Steuerelemente, die die XR-Brille ihr einblendet. (Foto: Universität Basel, Christian Flierl)

Mit Stürzen ist Rahel Arnold vertraut, davon zeugen die blauen Flecken an ihren Knien. «Solange man einmal mehr aufsteht als hinfällt, ist alles in Ordnung», sagt sie lachend.

Nicht etwa ihre Forschung ist sturzanfällig, sondern ihre zweite Leidenschaft. Wenn die Informatik-Doktorandin nicht an ihrem Projekt arbeitet, trifft man sie meistens auf Rollschuhen an – in der Halle beim Training oder bei Rollkunstlauf-Wettkämpfen. «Wie Eiskunstlauf, aber auf Rollen», erklärt sie an diesem Nachmittag Mitte Juni. Wenige Tage später steht die Schweizer Meisterschaft in Basel auf ihrem Programm. Im Vorjahr konnte sie den Schweizer-Meistertitel in der Pflicht und den Vizetitel in der Kür mit nach Hause nehmen.

Rahel Arnold schiebt die XR-Brille hoch und schaut in die Kamera
Rahel Arnold verknüpft die effiziente Durchsuchbarkeit von Videos mit Extended Reality. (Foto: Universität Basel, Christian Flierl)

Keine Angst davor, auf die Nase zu fallen – auch nicht im übertragenen Sinn: Diese Grundhaltung begleitete die 27-Jährige auch auf ihrem Weg von der Schule an die Uni und bis ins Doktorat. Ein Faible für Mathematik habe sie schon während der Schulzeit gehabt, erinnert sie sich. «Aber im Mathe-Studium dreht sich alles sehr stark um Beweise. Das schien mir zu theoretisch.»

Einfach mal versuchen

Schon im Gymnasium hatte sie Gelegenheit, Informatik als Ergänzungsfach zu belegen. Das habe ihr viel Spass gemacht. «Vor dem Informatikstudium hatte ich aber recht Respekt. Vor der Entscheidung habe ich deshalb mit einigen Leuten aus meinem Bekanntenkreis gesprochen, auch aus dem Bereich IT. Alle rieten mir, es mit dem Informatikstudium einfach zu versuchen.»

Den Fachbereich Informatik habe sie dann an Informationsveranstaltungen der Universität Basel kennengelernt. «Mir hat gefallen, dass es hier nicht so anonym zugeht wie an anderen Hochschulen. Für die Dozierenden ist man nicht einfach eine von Hunderten Studierenden.» Dass sie eine von wenigen Frauen unter vielen Männern in diesem Fach sein würde, war ihr bewusst. «Das hat mich nicht abgeschreckt. Und ich habe auch nie blöde Sprüche gehört.»

Der Plan war eigentlich, das Bachelorstudium abzuschliessen und dann irgendwo eine Stelle zu finden. Inzwischen ist sie im dritten Jahr der Doktorarbeit und immer noch mit Elan und Freude dabei.

Erweiterte Realität für Medienunternehmen

Blick auf den Laptop-Screen mit Code, daneben die XR-Brille
Rahel Arnold entwickelt Technologie, die das Kamerabild der XR-Brille in Echtzeit nach relevanten Objekten durchsuchen soll und digitale Informationen dazu einblendet. (Foto: Universität Basel, Christian Flierl)

Für ihr Projekt in der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Heiko Schuldt bewegt sie sich in digital-realen Mischwelten, in Fachkreisen auch «Extended Reality» (XR) genannt, ein Oberbegriff für «Virtual Reality» und «Augmented Reality» beziehungsweise «Mixed Reality». XR-Brillen können die Umgebung filmen und zeigen sie der Nutzerin als Livestream auf der Innenseite der Brillengläser. Zugleich blendet die Brille zusätzliche Elemente ein. So auch ein Menü, das sich mit Gesten bedienen lässt.

Das Ziel der Doktorandin: Konzepte und Technologie zu entwickeln, die den Kamera-Feed in Echtzeit durchsucht, relevante Objekte erkennt und durch digitale Informationen ergänzt. «Wenn ich beispielsweise an der Buvette ein Getränk anschaue, könnte die Brille mir zusätzliche Informationen zu den Inhaltsstoffen einblenden», so Arnold. Eingebettet ist ihre Arbeit in das EU-geförderte Projekt XReco, das den Weg für die Produktion und Nutzung von XR-Inhalten durch Medienunternehmen ebnen soll.

Gelassener Blick in die Zukunft

Wo es nach der Doktorarbeit hingeht? «Das ist noch offen», sagt Rahel Arnold. Sie hat Freude an der Arbeit mit Studierenden an der Uni, die sie in verschiedenen Lehrveranstaltungen betreut. Und sie schätzt es, ihren Forschungsinteressen nachgehen zu können. Die Arbeit in einem grossen Tech-Unternehmen würde sie ebenfalls reizen. Die grossen Entscheidungen über ihren weiteren Weg nimmt sie genauso gelassen wie die Stürze beim Rollkunstlauf.

Sturzfrei und sehr erfolgreich endet denn auch einige Tage später die Schweizer Meisterschaft im Rollkunstlauf für sie: Erneut holt sie den Titel als Schweizermeisterin in der Pflicht und Vizemeisterin in der Kür.

Im Fokus: die Sommerserie der Universität Basel

Das Format Im Fokus rückt junge Forschende in den Mittelpunkt, die zum internationalen Renommee der Universität beitragen. Während mehrerer Wochen stellen wir Akademiker*innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen vor, die stellvertretend für die über 3000 Doktorierenden und Postdocs der Universität Basel stehen.

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