Universitätssport – viel Bewegung mit möglichst geringem Fussabdruck
Der Universitätssport Basel hat sich zum Ziel gesetzt, sein Angebot so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Deshalb versucht er die Anfahrtswege kurz zu halten und Möglichkeiten anzubieten, um Sportmaterial zu mieten.
29. September 2025 | Samuel Schlaefli
Vielfalt ist beim Universitätssport Basel Programm: Im vergangenen Jahr bot er Kurse in über 120 Disziplinen an, darunter Ninja Parcours, Slacklining, Gleitschirmfliegen, Power Yoga, Fechten, Axtwerfen, Völkerball, Lindy Hop und Freediving. Über 170 Trainingsleitende unterrichteten 6760 Teilnehmende, die mindestens ein Angebot des Universitätssports in Anspruch nahmen (ohne Fitnesscenter).
Das Thema Nachhaltigkeit wird dabei immer wichtiger. Seit 2005 ist es im Leitbild des Universitätssports verankert und im aktuellen Leitbild vom 2017 heisst es: «Wir gehen verantwortungsvoll mit Ressourcen um und fördern nachhaltiges Handeln.» Doch was bedeutet dies konkret und wie wird Nachhaltigkeit in das Programm des Universitätssports eingebettet?
Der ÖV als erste Wahl
Wir fragen bei René Gruenberger nach, er ist seit 2005 Universitätssportlehrer und für die Koordination und Organisation von Angeboten in den Bereichen Bergsport & Adventure, Wassersport, Schnee- & Eissport sowie Rad- & Rollsport verantwortlich. «Wir legen den Fokus, wenn immer möglich, auf ein regionales Angebot», erzählt er. Die meisten Kurse des Universitätssports fänden in Basel oder in der Region statt. Auf Angebote, die eine Flugreise bedingen, verzichtet der Universitätssport.
Ausnahmen gibt es für ein bis zwei Segeltörns pro Jahr. «Aber auch diese werden nur angeboten, wenn die Möglichkeit gegeben ist, mit der Bahn anzureisen», sagt Gruenberger. Eine weitere Ausnahme sind Reisen zu den «European Universities Championships». Gemäss Vorgaben der Universität Basel reist die Basler Delegation bis 600 Kilometer mit dem Zug, für weitere Reisen mit dem Flugzeug.
Bis 2017 unterhielt die Universität noch einen eigenen Kleinbus, um die Studierenden zum Beispiel in die Berge zum Skifahren oder zum Gleitschirmfliegen zu befördern. Gerade im Bergsport sei es jedoch ohnehin sinnvoller und praktischer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, sagt Gruenberger. «Der Ort der Rückfahrt nach einer Wander- oder Skitour ist oft ein anderer als der der Anfahrt.»
Die Fachstelle für Nachhaltigkeit der Universität Basel hat ausgerechnet, dass der Universitätssport durch die zunehmende Nutzung des öffentlichen Verkehrs in den Jahren 2023 und 2024 jeweils circa 23 beziehungsweise 25 Tonnen CO2-Äquivalente gegenüber der Anreise mit dem Auto eingespart hat. Das entspricht rund 20 Retourflügen von Frankfurt nach New York für eine Person in der Economy Class.
Antizyklisch gegen Overtourism
Das Team des Universitätssports versucht, auch auswärtige Kurse antizyklisch zu planen. Das heisst, diese dann anzubieten, wenn möglichst wenige andere Sporttreibende oder Reisende unterwegs sind. Dies sei besonders beim Bergsport in den Alpen wichtig. «Ich höre vermehrt Meldungen aus den Bergregionen über Overtourism», sagt Gruenberger. «Wir sollten mit unseren Angeboten nicht auch noch dazu beitragen.»
Ich höre vermehrt Meldungen aus den Bergregionen über Overtourism. Wir sollten mit unseren Angeboten nicht auch noch dazu beitragen.
Das Universitätssport-Team hat auch zahlreiche Angebote näher nach Basel geholt, damit diese einfacher mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Die Yoga-Retreats zum Beispiel fanden ursprünglich im Tessin statt. Aktuell werden sie im Jura angeboten. «Das ist von Basel aus näher und mit Bahn und Bus gut erreichbar.»
Eine weitere Änderung betrifft das Material. Früher hatte der Universitätssport ein eigenes Materiallager, unter anderem mit Schaufeln, Sonden und Lawinensuchgeräten für Skitouren. Heute arbeitet er eng mit Sportgeschäften zusammen, wodurch er den Studierenden und Mitarbeitenden gute Mietkonditionen anbieten kann. Dadurch werden Ressourcen und Emissionen eingespart.
Gruenberger sieht aber noch weitere Vorteile: «Das Material ist dadurch immer auf dem neusten Stand. Und der hohe Wartungsaufwand eines eigenen Lagers entfällt.» Wenn möglich wird bei Schneesportangeboten das Material auch vor Ort gemietet, um Transportwege zu vermeiden und das lokale Gewerbe in Randregionen zu unterstützen.
Emissionen gesamtheitlich betrachten
Schaut man sich das Programm des Universitätssports an, so gibt es auch Angebote, die in Bezug auf die ökologische Nachhaltigkeit überraschen. Zum Beispiel Wakeboarding mit Motorboot auf dem Rhein. Einmal jährlich wird auch ein Reissleinensprung – eine Vorstufe des Fallschirmspringens – aus einem Flugzeug in 1000 Metern Höhe angeboten. «Man musss solche Emissionen in Relation zum restlichen Programm und zu den Gesamtflugemissionen der Universität betrachten», sagt Gruenberger.
Dass Nachhaltigkeit im Sport zunehmend wichtiger wird, habe auch damit zu tun, dass klimatische Veränderungen für Sportlerinnen und Sportler immer einschneidender werden. Zum Beispiel bei Bergtouren auf dem Gletscher: «Der Zugang wird aufgrund des Gletscherschwunds und des Tauens von Permafrost komplizierter und aufwändiger», erzählt Gruenberger. Und vor 15 Jahren habe der Universitätssport im Winter noch Langlaufkurse im Jura angeboten. «Ein solches Angebot ist heute kaum mehr planbar; denn meist hat es dafür gar nicht mehr genügend Schnee.»
Etwas Ruhe im hektischen Alltag
Für Gruenberger ist es wichtig, Nachhaltigkeit im Sport ganzheitlich zu betrachten. «Psychische und physische Gesundheit sind zentral für die Nachhaltigkeit», ist er überzeugt. Sport trage zu Ausgewogenheit und Zufriedenheit bei, er schaffe nachhaltige Erlebnisse und helfe im hektischen Alltag etwas Ruhe zu finden oder angestaute Energie abzubauen. Zudem fördere Sport das Gemeinschaftsgefühl und vertreibe die Einsamkeit. Das wiederum sei eine gute Basis, um sich möglichst lebenslang zu bewegen, Sport zu treiben und sich für den Umwelt- und Klimaschutz einzusetzen.