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Umbau im Kollegienhaus: Neue Technik und mehr Raum für Dialog

moderner Unterrichtsraum R2 (Foto: Kai T. Dragland / Norwegian University of Science and Technology)
Inspiration für die Entwicklung eines dynamischen Raumkonzepts fand das Projekt unter anderem in diesem Raum «R2» an der Technischen Universtität in Trondheim. (Foto: Kai T. Dragland / Norwegian University of Science and Technology)

Ab diesem Sommer wird die audiovisuelle Infrastruktur im Kollegienhaus erneuert. Das Projekt ist zudem Anlass für räumliche Veränderungen, welche künftig einen dynamischeren Unterricht ermöglichen und die Lernumgebung auf dem Campus verbessern sollen.

14. Mai 2020

moderner Unterrichtsraum R2 (Foto: Kai T. Dragland / Norwegian University of Science and Technology)
Inspiration für die Entwicklung eines dynamischen Raumkonzepts fand das Projekt unter anderem in diesem Raum «R2» an der Technischen Universtität in Trondheim. (Foto: Kai T. Dragland / Norwegian University of Science and Technology)

Die audiovisuelle Infrastruktur im Kollegienhaus ist grösstenteils über fünfzehn Jahre alt und auch aus didaktischer Sicht sind die auf Frontalunterricht ausgelegten Räumlichkeiten nicht mehr zeitgemäss. Ab Mitte Mai startet deswegen die Umsetzung ein Projekts, welches sowohl die Erneuerung der gesamten Audio- und Videotechnik als auch räumliche Anpassungen für didaktische Vielfalt vorsieht.

«Die technische Infrastruktur ist ein wichtiges Werkzeug der Lehre», sagt Sören Markus, der als Ansprechpartner für Audio und Video im Bereich der Lehrräume am Umbauprojekt beteiligt ist. «Die jetzige Situation bringt Erfahrungen fern der Lehrräume, die künftig Mischungen aus Präsenz- und Onlineformaten sicherlich populärer machen.» Markus zählt auf, was die Neuerungen mit sich bringen: In ausgewählten Räumen sollen Vorlesungsaufzeichnungen und Videoübertragungen ermöglicht werden und diverse moderne Geräte die Möglichkeiten bei Präsentationen erweitern. Zudem sollen Mikrofone und gerichtete Lautsprecher für eine bessere Akustik sorgen. «All das soll die Qualität der Lehre langfristig verbessern und vieles vereinfachen, was heute noch umständlich und zeitaufwendig ist.»

Moderne Unterrichtsmethoden

Was es für eine innovative Lehr- und Lernumgebung alles braucht, weiss auch Sabina Brandt. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team Bildungstechnologien des Ressorts Learning & Teaching und Teil einer Arbeitsgruppe, die sich intensiv mit der Weiterentwicklung der Lehr- und Lernräume befasst. «Das Bedürfnis für mehr Dialog im Unterricht ist klar da. Eine Methode, die häufig ausprobiert wird, ist der ‘Flipped Classroom’: Die Dozierenden nehmen dabei zum Beispiel Inputreferate auf und stellen sie als Vorbereitung zur Verfügung. Während des Präsenzunterrichts bleibt so mehr Zeit für Diskussionen», veranschaulicht Brandt.

Für diese Methode – oder auch für die sogenannte «Mixed Practice», bei der sich Gruppenarbeiten und Inputs abwechseln – braucht es dynamische Raumkonzepte, die zum Teil auch bauliche Massnahmen erfordern. Als klar wurde, dass im Kollegienhaus technische Erneuerungsarbeiten geplant sind, erkannte die Arbeitsgruppe deshalb eine Chance. Das ursprünglich rein audiovisuell ausgerichtete Vorhaben entwickelte sich so zu einem grösseren Modernisierungsprojekt weiter, das bis Ende Sommer 2021 in Etappen umgesetzt werden soll. «Die verschiedenen Ansprüche unter einen Hut zu kriegen, war eine der grössten Herausforderungen», sagt Markus rückblickend.

Pilotversuch mit zwei Hörsälen

In der ersten Etappe werden in den Hörsälen entlang des Petersplatzes die technische Infrastruktur ersetzt sowie zwei Hörsäle umgebaut. Die heute bestehenden Sitzreihen werden mit neuen Tischen und Stühlen so umgestaltet, dass ein dynamischer Wechsel zwischen Frontalunterricht und Zusammenarbeit an Gruppenarbeitsplätzen erleichtert wird. Auch zusätzliche Whiteboards an den Seitenwänden und eine grössere Projektionsfläche für Präsentationen gehören zu diesem Konzept. Als Inspiration dafür diente zum Beispiel ein Raum an der Technischen Universität in Trondheim.

«Wir haben mit den Dozierenden Workshops zu den geplanten Änderungen durchgeführt und viel wertvolles Feedback erhalten», erklärt Brandt. Die neuen Möglichkeiten müssten aber auch in der Praxis ausprobiert werden. Aus diesem Grund sind die beiden Hörsäle als Pilotprojekte mit Nutzerpartizipation konzipiert: Die Erfahrung soll zeigen, was funktioniert und ob noch weitere Hörsäle folgen sollen. Ganz verschwinden wird der Frontalunterricht aber keinesfalls: «Erstens gibt es sehr guten und sinnvollen Frontalunterricht. Und zweitens verringert sich mit diesem Umbau die Raumkapazität um ein Drittel. In manchen Hörsälen braucht es aber einfach die heutige Anzahl Plätze.»

In einer zweiten Bauphase im Winter 2021 werden die Vorlesungs- und Seminarräume auf der Seite des Petersgrabens mit neuer Technik ausgestattet und modernisiert. Die didaktischen Neuerungen hier sind im Gegensatz zu den Arbeiten entlang des Petersplatzes nicht mit baulichen Massnahmen verbunden. Einige Seminarräume erhalten neues Mobiliar und die Sitzplatzanordnung wird überdacht, so dass die Nutzung mehrerer «Fronten» während des Unterrichts möglich wird, anstelle der Ausrichtung auf nur eine Seite.

Lernen auf dem Campus

Ausserdem werden zwei Seminarräume dauerhaft als Lernräume eingerichtet: Solche gibt es im Kollegienhaus bereits im Rahmen eines Pilotprojekts. «Das Feedback der Studierenden hat gezeigt, dass sie sich Räume im Kollegienhaus wünschen, wo sie zwischen einzelnen Unterrichtslektionen lernen können», erläutert Brandt. Aus diesem Grund werden zwei Räume dauerhaft dafür bestimmt und ausgerüstet: Einer für Gruppenarbeiten und einer für stilles Lernen.

Die Bereitstellung von Räumen für verschiedene Lehr- und Lernformen ist in der Strategie der Universität Basel 2022–2030 formuliert. Brandt erklärt, dass der Bedarf nach einer Lernumgebung auf dem Campus erheblich gestiegen sei. Das habe auch mit Bologna zu tun, weil damit mehr Selbststudium zum Curriculum gehört. In der Umgebung des Kollegienhauses sei der Bedarf nur knapp gedeckt, trotz dem Lernoullianum am Petersgraben und der Nähe zur Universitätsbibliothek (UB). «Viele Bereiche sind daran, weitere Projekte zu planen», sagt Brandt. Besonders in der UB sollen, so hofft die Arbeitsgruppe, künftig vielfältige Lernräume entstehen.

Zeitplan

Die Umbauarbeiten, die sowohl die technischen als auch die räumlichen Massnahmen im Kollegienhaus enthalten, erfolgen jeweils im Zwischensemester. In den kommenden Sommermonaten werden die Räume entlang des Petersplatzes modernisiert. In der vorlesungsfreien Zeit im Winter 2021 folgen dann die Hörsäle und Seminarräume auf der Seite des Petersgrabens. Zudem ist eine dritte Etappe in der Aula vorgesehen. Die gesamten Umbauarbeiten sollen voraussichtlich Ende Sommer 2021 abgeschlossen werden.

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