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Nachhaltigkeit aus der Perspektive der Wirtschaftswissenschaften

Frank Krysiak geht der Frage nach, was Nachhaltigkeit aus ökonomischer Perspektive genau ist. Dabei versucht er Unsicherheiten und Risiken zu berücksichtigen und die Ergebnisse auf Themenfelder wie die Energie- und Klimapolitik anzuwenden.

Frank Krysiak
Für Frank Krysiak ist die Energiepolitik ein wichtiger Forschungsbereich. (Bild: © Christian Flierl, Universität Basel)

Die Politik beeinflusst die Richtung des Fortschritts

Krysiak forscht in Bereichen, die eher untypisch für einen Wirtschaftswissenschaftler sind. Er interessiert sich dafür, welche langfristigen Auswirkungen die Umwelt-, die Energie- und die Klimapolitik auf Technologie und Fortschritt haben. Für ihn steht fest: «Die Politik beeinflusst den technologischen Fortschritt – nicht nur dessen Geschwindigkeit, sondern auch seine Richtung.» Schon kleine Unterschiede in der Gestaltung politischer Massnahmen reichen aus, um die Entwicklung neuer Technologien massgeblich zu verändern. Zudem braucht die Diffusion neuer Technologien eine geeignete Gestaltung wichtiger Märkte. Zum Beispiel müssen Strommärkte wahrscheinlich neugestaltet werden, um den veränderten technischen und ökonomischen Charakteristiken von erneuerbaren Energien Rechnung zu tragen (siehe CREST White Paper #5).

Ein wichtiger Forschungsbereich ist für Krysiak die Energiepolitik. Von 2014-2020 war er Leiter des SCCER CREST, eines der acht vom Bund finanzierten Energieforschungszentren (Swiss Competence Center for Energy Research, SCCER). Das SCCER CREST hat rund 200 Forschende von 9 Schweizer Hochschulen sowie zahlreiche Kooperationspartner aus der Praxis vernetzt und wurde von der Universität Basel zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften geführt. Das Energiethema wird als eines von drei Fokusthemen des neuen Forschungsnetzwerks Sustainable Future der Universität Basel weiterbearbeitet, welches 15 Professor*innen 2020 gemeinsam gegründet haben.

Nach dem Studium der Energie- und Verfahrenstechnik in Berlin hat Krysiak beschlossen, sich nicht auf eine bestimmte Energietechnologie zu spezialisieren, sondern auf die Ökonomie umzusatteln und die Rahmenbedingungen für grünen technischen Fortschritt zu erforschen. Dabei hat er zum einen gezeigt, dass Instrumente wie die CO2-Abgabe tatsächlich Anreize für Unternehmen setzen, in emissionsmindernde Technologien zu investieren. Zum anderen forscht er zusammen mit Kolleg*innen in laufenden Projekten an der Frage, wie Energiemärkte gestaltet und mit der Klimapolitik abgestimmt werden können, um einen raschen und effizienten Wechsel auf eine nachhaltige und wahrscheinlich dezentrale Energieversorgung zu ermöglichen.

Den Umgang mit Veränderungen lernen

Bis heute gibt es laut Krysiak keine einheitlichen Standards, mit denen die Nachhaltigkeit von Unternehmensstrategien oder politischen Programmen beurteilt werden kann. Der Wirtschaftswissenschaftler ist zum Schluss gekommen, dass man nicht zu lange über die Nachhaltigkeit politischer Strategien debattieren sollte. «Stattdessen sollten wir uns fragen, wie unsere Gesellschaft am besten mit Veränderungen umgehen soll, zum Beispiel mit dem Klimawandel oder mit der Anwendung der Gentechnik im Agrarbereich.»

Nachhaltigkeit bedeutet für ihn vor allem, Chancen und Risiken von Veränderungen gut abzuwägen. Dazu braucht es oft die Unterstützung durch die Politik. Denn laut Krysiak zeigt die Forschung aus dem SCCER CREST, dass technologischer Fortschritt alleine nicht reicht. «Es braucht auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die einen richtigen Einsatz der Technologien ermöglichen.» So ist zwar schon lange bekannt, wie man Häuser energieeffizienter bauen kann. Wie aber bewegt man die Hausbesitzer dazu, diese neuen Technologien einzusetzen? Politik und Gesellschaft haben noch kein Patentrezept dafür gefunden.
 

Interdisziplinäre Forschung im Bereich der Nachhaltigkeit

Im 2021 gegründeten Forschungsnetzwerk Sustainable Future (SF) haben sich Forschungsgruppen aus fünf Fakultäten der Universität Basel zusammengeschlossen, um gemeinsam an den thematischen Schwerpunkten Energie und Klima, GeoBiodiversität und Digital Sustainable World zu arbeiten. Frank Krysiak ist Gründungsmitglied des Netzwerks und gehört dem Leitungsgremium an.

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