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Alles Lüge! (01/2024)

Wie gehen wir mit Hitze um, Herr Feigenwinter?

Text: Christian Feigenwinter

Tage mit weit über 30 Grad sind im Sommer keine Seltenheit mehr. Was können wir tun, um die Folgen abzufedern? Antworten aus der Epidemiologie und den Atmosphärenwissenschaften.

Christian Feigenwinter
Christian Feigenwinter (Illustration: Studio Nippoldt)

Im meteorologischen Kontext lässt sich «Hitze» erst mal ganz grundsätzlich über die Lufttemperatur quantifizieren. An einem «Hitzetag» beträgt das Maximum der Tagestemperatur mindestens 30° C. Das Hitzewarnkonzept von MeteoSchweiz hingegen basiert seit Sommer 2021 auf der Tagesmitteltemperatur. Diese berücksichtigt auch hohe Temperaturen während der Nacht. Wenn die Tagesminimumtemperatur nicht unter 20° C fällt, spricht man von einer Tropennacht. Tropennächte treten in der Stadt wesentlich häufiger auf als in der ländlichen Umgebung, die Anzahl der Hitzetage ist aber etwa dieselbe.

Die Stadtbevölkerung ist also vor allem nachts einer höheren Wärmebelastung ausgesetzt, die «städtische Wärmeinsel» ist ein nächtliches Phänomen. Die Schweizer Klimaszenarien CH2018 prognostizieren für die Zukunft für die Messstation Basel/Binningen mehr Hitzetage, mehr Tropennächte sowie häufigere und extremere Hitzewellen. Mit konsequentem Klimaschutz ist die Zunahme deutlich moderater als mit dem «business as usual»-Szenario.

Hitze kann einem allerdings auch bei angenehmen Temperaturen zu schaffen machen. Bewegt man sich von einem schattigen Platz in die Sonne, wird sich die Lufttemperatur praktisch kaum ändern, der Hitzestress kann sich aber dramatisch erhöhen. Nicht nur die Lufttemperatur hat also einen Einfluss auf das Hitzeempfinden, sondern in beträchtlichem Masse auch die Strahlung. Ist zusätzlich die Luftfeuchtigkeit hoch, wird der Hitzestress noch verstärkt, es ist schwül.

Ein leichtes Lüftchen könnte Linderung bringen, allerdings herrscht an solchen Tagen in den Strassenschluchten der Stadt meistens Windstille. Ebenfalls können leichte, helle Kleidung und eine Kopfbedeckung die Hitzebelastung mindern. Hitzebelastung wird in der Biometeorologie über thermische Indizes quantifiziert. Mit Lufttemperatur, Luftfeuchte, der mittleren Strahlungstemperatur und der Windgeschwindigkeit lässt sich die Hitzebelastung berechnen.


Quellen und Zusatzinformationen

«Dolueg» Echtzeit-Messungen Atmosphärenwissenschaften, mit den Stationen Klingelbergstrasse, Aeschenplatz, Lange Erlen

Klimaszenarien für die Schweiz CH2018, National Centre for Climate Services NCCS

Klima-Analyse Basel (2019), Geoportal BS, Thema Atmosphäre, Luft, Klima + Raumplanung, Stadtklima Basel-Stadt

Stadtklimakonzept Basel-Stadt, Bau- und Verkehrsdepartement BS (2023)

Christian Feigenwinter forscht und lehrt im Bereich Atmosphärenwissenschaften am Departement Umweltwissenschaften. Seine Forschungsschwerpunkte sind Stadtklimatologie, Mikrometeorologie und CO2-Emissionen.


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