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Dossier Migration – Menschen unterwegs (02/2016)

Derya Tokay-Sahin, Richterin am Strafgericht

Text: Bettina Huber

Mit nur 27 Jahren ist Derya Tokay-Sahin diesen Sommer erneut zur Richterin am Basler Strafgericht gewählt worden – dabei musste sich die Alumna der Universität Basel in einem streng kompetitiven Verfahren durchsetzen. Hartnäckigkeit, Disziplin und Zielstrebigkeit zeichnen sie seit ihrer Kindheit aus.

Derya Tokay-Sahin. (Bild: Niels Fisch)
Derya Tokay-Sahin. (Bild: Niels Fisch)

Derya Tokay-Sahin wurde als Kind türkischer Eltern in Basel geboren, wuchs aber bis zum Alter von fünf Jahren in der Türkei auf. Die Schulen durchlief sie wiederum in Basel und musste dabei auch Deutsch lernen, da zu Hause primär Türkisch gesprochen wurde. Eine besondere Sportart prägt ihre Familie: Ihr Vater betreibt fünf Karateclubs und ihr älterer Bruder ist Welt- und Europameister. Die Faszination für diesen Sport hat auch Derya Tokay-Sahin als Kind erfasst – sie macht Karate, seit sie sieben Jahre alt ist. Ihre Zielstrebigkeit führt sie unter anderem auf die Schulung durch diesen Kampfsport zurück.

Während des Jus-Studiums an der Universität Basel engagierte sich Derya Tokay-Sahin als Studentenvertreterin in verschiedenen universitären Gremien und setzte sich, wie könnte es anders sein, für ihren Lieblingssport Karate ein. Nach dem in Rekordzeit und mit der Maximalnote abgeschlossenen Studium liess sie sich zur Privatdetektivin ausbilden und sammelte in mehreren Praktika Erfahrungen, so zum Beispiel in der Forensik der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. Sie wollte verstehen, wie Gutachten von Mördern und Vergewaltigern zustande kommen – was ihr jetzt auch bei der Entscheidungsfindung als Staatsanwältin hilft.

Derya Tokay-Sahin hat bereits viel erreicht. Wie schafft sie das? Nun, es war schon immer ihr grosser Traum, als Richterin zu arbeiten. Sie liebt es, Akten zu lesen, die ihr wie ein Kriminalroman vorkommen, nur dass alles echt ist. Es stört sie auch nicht, am Abend noch fürs Gericht zu arbeiten, denn gleichzeitiges Lernen und Arbeiten bedeutet für sie Spass. Was für die politisch Interessierte als SP-Mitglied dabei ausschlaggebend ist: Im Strafrecht geht es um gesellschaftliche Themen. Menschen stehen im Vordergrund, nicht das Geld.

Auch Kritik ist sich die Schweizerin mit türkischen Wurzeln gewohnt: Sie sieht ihren Migrationshintergrund als Hilfe, wenn sie die Glaubwürdigkeit von Tätern mit ähnlichem Umfeld einschätzen muss. Dafür wurde sie auch schon kritisiert. Sie nimmt dies aber gelassen und meint: «Ich richte meine Entscheidungen nicht nach der Nationalität des Beschuldigten. Schweizer Richter urteilen ja auch über Schweizer Straftäter – oder etwa nicht?» An Zielen fehlt es der engagierten jungen Frau nicht: Im Frühling wird sie die Anwaltsprüfung absolvieren, und danach möchte sie ihre Doktorarbeit in Angriff nehmen.

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