Am Meeresgrund
Texte: Thomas Jermann, Christoph Dieffenbacher
Seit Mitte der 1980er-Jahre untersuchen Basler Zoologiestudierende jedes Jahr denselben Küstenabschnitt in der Nordbretagne aufs Genaueste.
In Gummistiefeln, mit Netzen, Eimerchen und Lupe bewaffnet, streifen sie über den Sandstrand. Oder sie klettern auf die üppig bewachsenen Uferfelsen, um den vom Wasser freigelegten Boden zu erkunden. Und sie bleiben vollkommen trocken dabei. Möglich ist solche angewandte Forschung der Meeresbiologie in der Gezeitenzone bei Erquy an der nordbretonischen Küste, wohin es jeden Spätsommer eine Gruppe von Zoologie-Studierenden zieht.
Vor allem im Herbst und Frühling treten hier enorme Gezeiten auf: Bei Voll- und Neumond betragen die täglichen Wasserstandsänderungen zwölf Meter und mehr. Wer hier überleben will, hat also mit den widrigsten Umständen zurechtzukommen: Austrocknung, Sauerstoffknappheit, Hitze und Kälte ebenso wie Brandung, Überflutung, Regengüsse und Änderungen des Wassersäuregrads bedrohen die Organismen. Dafür hat hier die Evolution eine aussergewöhnliche Artenvielfalt geschaffen: Auf einem Kilometer Küstenabschnitt lassen sich bis zu 500 Tier- und 600 Algenarten finden.
Die Exkursion wird jeweils von Dr. Thomas Jermann geleitet, hauptberuflich Kurator des Vivariums im Zoo Basel, der den Kurs von Prof. David Senn übernommen hat. Bei Erquy haben die Studierenden aus Basel über die Jahre zahlreiche Erkenntnisse und Forschungsideen gesammelt – und einige von ihnen sind später wieder zurückgekehrt, um ihre Abschlussarbeiten zu schreiben.
Thomas Jermann ist hauptberuflich Kurator des Vivariums im Zoo Basel und zudem ein passionierter Fotograf. Der Zoologe doktorierte an der Universität Basel, wo er seit über 20 Jahren Veranstaltungen in Biologie und Meeresbiologie durchführt – so auch Exkursionen in die Tierwelt der Gezeitenzone in der nördlichen Bretagne.
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