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Für das Wohl der Kühe klingeln die Kassen

Auf eine hellrosa Hintergrund sieht man eine minimalistische Illustration von einem Einkaufskorb mit Milch und Butter drin.
Welche Milch kommt in den Einkaufskorb? (Illustration: Universität Basel, Olivia Fischer)

Kundinnen und Kunden in der Schweiz sind bereit, deutlich mehr Geld für tierfreundlich produzierte Kuhmilchprodukte auszugeben. Dies ist ihnen sogar wichtiger als ökologische Nachhaltigkeit. Das zeigt eine neue Studie der Universität Basel.

29. Januar 2025 | Olivia Fischer

Auf eine hellrosa Hintergrund sieht man eine minimalistische Illustration von einem Einkaufskorb mit Milch und Butter drin.
Welche Milch kommt in den Einkaufskorb? (Illustration: Universität Basel, Olivia Fischer)

Dass es den Kühen in der Schweiz gut geht, ist Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz wichtig. Doch wie viel wollen sie für den Tierschutz tatsächlich ausgeben? Das haben Sebastian Richter, ehemaliger Sustainable Development Student (jetzt am Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL) und Prof. Dr. Aya Kachi von der Universität Basel erforscht. Ihre Resultate veröffentlichten sie im Journal «Food Quality and Preference».

Die Studie untersucht welche Art von Milch und Butter Personen aus der Schweiz bevorzugen. Die Forschenden befragten via Online-Umfrage fast tausend Menschen. Diese mussten jeweils entscheiden, welche Produktionsmerkmale von Milch oder Butter ihnen wichtig sind und welche weniger.

So liess sich herausfinden, welche Eigenschaften sie bevorzugen: Bio-Milch oder solche, die regional produziert wird? Ein Block Butter, dessen Herstellung weniger Treibhausgase verursacht hat, oder Butter von Kühen, die sich immer frei bewegen können?

Balkendiagramm in Form von Milchpackungen mit der Überschrift „Der Wert der Milch“. Es zeigt, wie viel Franken Verbraucher für einen Liter Milch zahlen würden, je nach Merkmal. Die Preise sind: 1.6 CHF für „Niedrige Emissionen, schlecht für das Tierwohl“, 1.8 CHF für „Standard-Milch“, 2.0 CHF für „Niedrige Emissionen“ und „Bio“, sowie 2.5 CHF für Milch „von Freilauf-Kühen“.
(Infografik: Universität Basel, Olivia Fischer)

Fast einen Franken mehr für den Tierschutz

Die Auswertung der Umfrage zeigt: Kostet ein Liter Milch standardmässig 1.80 Franken, sind die Befragten bereit, bis zu 72 Rappen mehr pro Liter Milch zu zahlen, sofern die Milchkühe sich stets frei bewegen können, und nicht angeleint sind. Im Vergleich schneidet der Liter Bio-Milch schlechter ab: Für diesen wollen die Konsumierenden nämlich nur 22 Rappen mehr zahlen.

Aya Kachi, Professorin für politische Ökonomie und Energiepolitik an der Universität Basel hat eine Hypothese, warum das Wohl der Kühe in der Schweiz einen grossen Stellenwert hat. «Hierzulande hat man einen engen Bezug zur Kuh. Auf einer Wanderung oder in ländlichen Regionen trifft man das Tier regelmässig an. Die Kuh ist für uns nicht eine abstrakte Idee, sondern ein Lebewesen, mit dem wir mitfühlen, da wir es kennen.»

Wie der Klimawandel Kaufentscheidungen beeinflusst

Während Tierwohl ein konkretes Anliegen ist, empfinden viele Einkaufende den Klimawandel als abstrakt; er scheint weniger Emotionen auszulösen, welche die Produktewahl beeinflussen. Das zeigt sich in den Resultaten der Studie: Für einen Liter Milch, der besonders wenig Treibhausgase verursacht hat, wollen die Befragten maximal 20 Rappen mehr zahlen. Noch klarer wird die Präferenz fürs Tierwohl, wenn die Umfrageteilnehmenden die Wahl haben zwischen einer umweltfreundlichen Milch mit schlechteren Bedingungen für die Nutztiere und einer sehr tierfreundlichen Milch. In diesem Fall wird Letztere klar bevorzugt.

«Ich finde es ernüchternd, dass nachhaltig produzierte Milch in dieser Studie schlechter abschneidet», sagt Aya Kachi. «Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass Konsumentinnen und Konsumenten durchaus bereit sind, mehr Geld für Milch auszugeben, wenn sie darin einen Mehrwert sehen.» Das ist eine Chance: Würden Personen in der Schweiz tatsächlich 72 Rappen mehr pro Liter Milch zahlen, wären das pro Monat bis zu 2.73 Franken pro Kopf zusätzlich. Mit diesen Mehreinnahmen könnten Bäuerinnen und Bauern in tierfreundlichere Ställe investieren.

Das Geld, das danach übrig bleibt, sowie zusätzliche Direktzahlungen würde zudem Einkommen der Bauernbetriebe aufbessern. Auch Politikerinnen und Politiker, die sich für besseren Tierschutz einsetzen, könnten die Erkenntnisse der Studie nutzen.

Tierfreundliche Milch im Supermarkt

Wie kann man Kundinnen und Kunden klarmachen, dass Milch von besonders artgerecht gehaltenen Kühen stammt? «Ein Tierschutzlabel ist der übliche Weg, das zu kommunizieren», erklärt Kachi, «aber in der Schweiz herrscht ein regelrechter Label-Dschungel. Es gibt so viele davon, dass die meisten Einkaufenden nicht genau wissen, was die einzelnen Symbole bedeuten.»

Ihr Vorschlag: «Eine Alternative wäre zum Beispiel, dass man auf der Verpackung sieht, von welchem Landwirtschaftsbetrieb die Milch stammt, inklusive Bild von der Bäuerin oder dem Bauern, und einem Statement zur Tierhaltung auf ihrem Hof.» So wäre die Information für die Kundschaft einfach verständlich und fassbar.

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