x
Loading
+ -

Neue Muskelschicht am Kiefer entdeckt

Illustration des menschlichen Schädels mit Position und Aufbau des Massetermuskels
Die neu entdeckte Muskelschicht (rot) verläuft vom hinteren Teil des Jochbeins zum vorderen Muskelfortsatz des Unterkiefers. Der Massetermuskel besteht demnach nicht nur aus einem oberflächlichen (S = superficial) und tiefen (D = deep) Anteil, sondern besitzt noch eine tiefere Schicht (C = coronoid). (Illustration: Jens C. Türp, UZB)

Die Anatomie des Menschen hält noch Überraschungen parat: Forschende der Universität Basel haben einen bisher übersehenen Teil eines unserer Kaumuskeln entdeckt und erstmals detailliert beschrieben.

20. Dezember 2021

Illustration des menschlichen Schädels mit Position und Aufbau des Massetermuskels
Die neu entdeckte Muskelschicht (rot) verläuft vom hinteren Teil des Jochbeins zum vorderen Muskelfortsatz des Unterkiefers. Der Massetermuskel besteht demnach nicht nur aus einem oberflächlichen (S = superficial) und tiefen (D = deep) Anteil, sondern besitzt noch eine tiefere Schicht (C = coronoid). (Illustration: Jens C. Türp, UZB)

Der Massetermuskel ist der prominenteste unserer Kaumuskeln. Legt man die Finger auf den hinteren Bereich der Wangen und presst die Zähne aufeinander, fühlt man, wie er sich anspannt. In Lehrbüchern der Anatomie wird der Masseter in der Regel so beschrieben, dass er aus einem oberflächlichen und einem tiefen Anteil besteht.

Forschende um Dr. Szilvia Mezey vom Departement Biomedizin und Prof. Dr. Jens Christoph Türp vom Universitären Zentrum für Zahnmedizin der Universität Basel beschreiben nun jedoch den Aufbau des Massetermuskels mit einer dritten, noch tieferen Schicht. In der Fachzeitschrift «Annals of Anatomy» schlagen sie dafür den Namen Musculus masseter pars coronidea vor, also coronoider Teil des Masseters. Dies, weil die neu beschriebene Muskelschicht am Muskelfortsatz (dem sogenannten Koronoidfortsatz) des Unterkiefers ansetzt.

Die anatomische Studie beruht auf genauen Untersuchungen formalin-fixierter Kiefermuskulatur, computertomographischen Aufnahmen und der Analyse gefärbter Gewebeschnitte von Verstorbenen, die ihren Körper der Forschung gespendet hatten. Hinzu kamen Magnetresonanzdaten einer lebenden Person.

Als hätte man eine neue Tierart entdeckt

«Dieser tiefe Anteil des Massetermuskels lässt sich hinsichtlich seines Verlaufs und seiner Funktion klar von den beiden anderen Schichten unterscheiden», erklärt Szilvia Mezey. Die Anordnung der Muskelfasern lasse vermuten, dass diese Schicht an der Stabilisierung des Unterkiefers beteiligt sei. Zudem scheint sie der einzige Teil des Masseters zu sein, die den Unterkiefer zurück, also Richtung Ohr ziehen kann.

Originalpublikation

Szilvia Mezey, Magdalena Müller-Gerbl, Mireille Toranelli, Jens Christoph Türp
The human masseter muscle revisited: first description of its coronoid part.
Annals of Anatomy (2021), doi: 10.1016/j.aanat.2021.151879


Weitere Auskünfte

nach oben