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Forscher ahmen molekulares Gedränge nach

Enzyme verhalten sich im geräumigen Reagenzglas anders als im molekularen Gedränge einer lebenden Zelle. Chemiker der Universität Basel konnten diese engen Bedingungen nun erstmals in künstlichen Vesikeln naturgetreu simulieren. Die Erkenntnisse helfen der Weiterentwicklung von Nanoreaktoren und künstlichen Organellen, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift «Small».

01. März 2017

Im Inneren einer Zelle herrscht dichtes Gedränge. Neben hunderttausenden Makromolekülen wie Proteinen tummelt sich eine Unzahl an DNA, RNA und kleineren Molekülen und bilden eine dickflüssige Wasserlösung. Diese Enge nennt man in der Wissenschaft «molecular crowding». Der Effekt kann dazu führen, dass sich  einige Eigenschaften eines Moleküls wesentlich verändern.

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Enzymatische Reaktion im Inneren eines Nanoreaktors, links ohne molekulares Gedränge und rechts mit. © Universität Basel, Departement Chemie

Das Verhalten eines «freien» Proteins oder Enzyms in einem Reagenzglas lässt sich also nicht unbedingt auf die natürlichen Vorgänge übertragen, da die Viskosität innerhalb einer lebenden Zelle viel höher ist als in einer normalen Wasserlösung. Im Labor konnte bisher allerdings nur die hohe Konzentration an Molekülen nachgeahmt werden, nicht aber gleichzeitig der geschlossene Raum wie beispielsweise in einer Zelle.

Mutter Natur nachahmen

Ein Forscherteam um Prof. Wolfgang Meier von der Universität Basel hat nun ein System entwickelt, welches dem natürlichen Vorbild einen wesentlichen Schritt näherkommt, indem es erstmals den Crowding-Effekt innerhalb eines geschlossenen Vesikels simuliert hat. «Das Milieu innerhalb einer Zelle wirkt sich wesentlich auf die stattfindenden chemischen Reaktionen aus, weshalb wir dieses so naturgetreu wie möglich nachahmen wollen», so Meier.

NCCR Molecular Systems Engineering

Der NCCR Molecular Systems Engineering ist ein nationaler Forschungsschwerpunkt, der vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert und von der Universität Basel und der ETH Zürich geleitet wird. Er kombiniert die Disziplinen Chemie, Biologie, Physik mit Bioinformatik und Engineering. Das wissenschaftliche Ziel ist es, molekulare Module zu synthetisieren und in molekularen Fabriken mit annähernd gleicher Komplexität einer Zelle zusammenzubauen. Diese molekularen Fabriken sollen für die industrielle Produktion oder zur Kontrolle zellulärer Systeme im medizinischen Bereich verwendet werden.

Thematischer Schwerpunkt
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