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Bis zuletzt alles unter Kontrolle – wie unsere Zellen sich selber töten

Das Protein Ninjurin-1 (grün) sorgt für Sollbruchstellen, an der die Zellmembran aufreisst.
Ninjurin-1 Proteine lagern sich zusammen (grün/gelb) und reissen Löcher in die Zellmembran (grau), woraufhin die Zelle komplett zerfällt. In Blau sind Bestandteile des Zellinneren zu sehen. (Bild: Biozentrum, Universität Basel)

In unserem Körper sterben jeden Tag Millionen von Zellen. Viele davon töten sich selbst. Anders als gedacht, platzen die Zellen an ihrem Lebensende nicht einfach, vielmehr fungiert ein Protein als Sollbruchstelle, an der die Zellhülle aufreisst. Den genauen Mechanismus haben Forschende der Universität Basel nun auf atomarer Ebene entschlüsselt, wie sie im Fachjournal «Nature» berichten.

22. Mai 2023 | Katrin Bühler

Das Protein Ninjurin-1 (grün) sorgt für Sollbruchstellen, an der die Zellmembran aufreisst.
Ninjurin-1 Proteine lagern sich zusammen (grün/gelb) und reissen Löcher in die Zellmembran (grau), woraufhin die Zelle komplett zerfällt. In Blau sind Bestandteile des Zellinneren zu sehen. (Bild: Biozentrum, Universität Basel)

Der Zelltod ist für Lebewesen überlebenswichtig. Beschädigte oder mit Viren oder Bakterien infizierte Zellen eliminieren sich selbst. Sie begehen quasi Selbstmord und verhindern damit, dass Tumore entstehen oder die Erreger sich im Körper ausbreiten. Zu diesem Zweck starten die Zellen ein eingebautes Selbstmordprogramm.

Lange Zeit nahm man an, dass die Zellen an ihrem Lebensende einfach aufplatzen und sterben. Ein amerikanisches Wissenschaftlerteam hat diese These kürzlich widerlegt. Jetzt haben Forschende des Biozentrums, Universität Basel, der Universität Lausanne und des Departements Biosysteme (D-BSSE) der ETH Zürich die Details aufgeklärt. Im Fachjournal «Nature» beschreiben sie, wie der letzte Schritt beim Zelltod tatsächlich vonstattengeht.

Ein Protein namens Ninjurin-1 reiht sich zu einer Kette aneinander, entlang der sich die Zellmembran wie ein Reissverschluss öffnet. Auf diese Weise zerstört sich die Zelle selbst. Die neuen Erkenntnisse sind ein wichtiger Meilenstein für das Verständnis des Zelltods.

Protein kreiert Sollbruchstellen in der Zellhülle

Unterschiedlichste Signale wie beispielsweise Bakterienbestandteile setzen die Selbstmordmaschinerie in der Zelle in Gang. Am Ende des Sterbeprozesses der Zelle wird die schützende Membran angegriffen. Sie bekommt winzige Löcher, durch die Flüssigkeit in die Zelle strömt.

«Die landläufige Meinung war, dass die Zelle langsam aufquillt und aufgrund des Überdrucks schliesslich platzt», erklärt Prof. Dr. Sebastian Hiller vom Biozentrum der Universität Basel. «Mit diesem Paradigma räumen wir nun auf. Die Zelle zerplatzt nicht einfach wie ein Ballon, vielmehr sorgt das Protein Ninjurin-1 für Sollbruchstellen. Genau an diesen Stellen bricht die Zellmembran auf und nicht zufällig irgendwo.»

Ninjurin-1 Proteine spalten Membran

Mit hochempfindlichen Mikroskopen und der sogenannten NMR-Spektroskopie konnten die Wissenschaftler den Mechanismus bis auf die Ebene einzelner Atome aufklären. Ninjurin-1 ist eigentlich ein kleines Protein, welches in der Membran schwimmt.

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