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«Wir möchten im Herbstsemester wieder so viel Präsenzunterricht wie möglich anbieten»

Rektorin Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andrea Schenker-Wicki. (Bild: Universität Basel, Basile Bornand)
Rektorin Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andrea Schenker-Wicki. (Bild: Universität Basel, Basile Bornand)

Am 19. Juni hat der Bundesrat weitere Lockerungsschritte kommuniziert. Die Lage wird nun als «besonders» und nicht mehr als «ausserordentlich» eingestuft. Für die Universität Basel bilden diese neuen Vorgaben des Bundes die Leitplanken, innerhalb derer sie nun die weiteren Schritte planen kann. Im Interview erläutert Rektorin Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki, wie sich die Universität auf das Herbstsemester vorbereitet und welche Herausforderungen in den kommenden Monaten gemeistert werden müssen.

19. Juni 2020

Rektorin Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andrea Schenker-Wicki. (Bild: Universität Basel, Basile Bornand)
Rektorin Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andrea Schenker-Wicki. (Bild: Universität Basel, Basile Bornand)

Frau Schenker-Wicki, warum sind die Vorgaben des Bundes so wichtig bei der Vorbereitung des Herbstsemesters?

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, im Herbstsemester wieder so viel Präsenzunterricht wie möglich anzubieten und gleichzeitig unsere Dozierenden und Studierenden möglichst gut zu schützen. Gleichzeitig ist es uns auch ein Anliegen, dass die Dozierenden und Studierenden das Herbstsemester frühzeitig planen können. Wir sind derzeit in engem Kontakt mit unseren Spezialisten, um die bestmöglichen Lösungen für die kommenden Monate zu erarbeiten. Da sich die Rahmenbedingungen laufend ändern, können wir vieles noch nicht definitiv festlegen. Wir rechnen aber damit, dass wir in etwa zwei Wochen so weit sein werden, dass wir informieren können.

Werden wir im September in die Hörsäle zurückkehren können?

Ich gehe fest davon aus, dass das möglich sein wird – wenn auch nicht im gewohnten Masse. Denn wir müssen davon ausgehen, dass die Gefährdung durch das Coronavirus auch im Herbst noch vorhanden sein wird. Deshalb plant die Universität Basel mit verschiedenen Szenarien. Wo die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden können, wird Präsenzunterricht möglich sein. Wir müssen aber auch davon ausgehen, dass gewisse Angehörige der Universität zu Hause bleiben müssen – zum Beispiel weil sie in Quarantäne sind oder weil sie Erkältungssymptome haben und besser nicht an die Uni kommen. Deshalb, und um die Räume optimal zu nutzen, werden wir wohl teilweise Mischformen von Präsenz- und Online-Unterricht anbieten.

Im September kommen ja fast zweitausend neue Studierende an die Uni Basel. Beginnen die gleich mit Fernunterricht?

Genau dies möchten wir verhindern! Den neuen Studierenden soll wenn immer möglich Präsenzunterricht geboten werden, das hat für uns eine grosse Priorität. Denn diese jungen Menschen kommen zum ersten Mal an die Universität und viele von ihnen kennen die Universität nicht, kennen teilweise die Stadt nicht und haben vielleicht noch keine Kontakte mit Studienkolleginnen und Studienkollegen schliessen können. Schliesslich ist die Universität ein Ort des Austausches, der Debatte und des sozialen Kontakts: Man lernt an der Uni viele Menschen kennen! Das möchten wir den jungen Menschen so gut wie möglich bieten – vielleicht nicht in jedem Kurs, aber vom ersten Tag an.

Wann erfahren die Studierenden, in welcher Form ihre Vorlesung oder ihr Seminar im Herbstsemester angeboten werden?

Das Vizerektorat Lehre arbeitet derzeit intensiv mit den Studiendekanen und den zentralen Teams – IT, Raumverteilung, Bildungstechnologien etc. – an den möglichen Szenarien. Wir gehen davon aus, dass die Rahmenbedingungen in den nächsten zwei Wochen festgelegt werden. Dann ist es die anspruchsvolle Aufgabe der Dozierenden, für ihr Angebot das geeignete Format zu definieren und im Sommer die Vorlesungen und Seminare entsprechend vorzubereiten. 

Verfügt die Universität Basel überhaupt über die entsprechende Infrastruktur und die nötigen Ressourcen, um im Herbst parallel Präsenz- und Online-Unterricht anzubieten?

Wir sind uns bewusst, dass dies eine sehr grosse Herausforderung sein wird. Natürlich für die Studierenden und Dozierenden, aber auch  für alle unsere Serviceeinheiten und die Universitätsverwaltung: Die Anforderungen an die IT-Infrastruktur und den IT-Support steigen rasant, die Raumdisposition muss auf Grund der Abstandsregeln die Kapazitäten aller Lehrräume neu berechnen, und die Facilities müssen gewährleisten, dass die Räume zwischen den Vorlesungen ausreichend gelüftet und gereinigt werden. Die aktuelle Situation erfordert von allen Beteiligten höchste Flexibilität. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir diese Riesen-Aufgabe gemeinsam meistern werden.

Sie erwarten viel von den Angehörigen der Universität!

Ja, ich erwarte viel – ich bin aber auch unglaublich stolz auf unsere Studierenden, auf die Dozierenden, die Forschenden und die Mitarbeitenden. Doppel- und Dreifachbelastungen wurden in den vergangenen Monaten zum Alltag. Kinder und Angehörige mussten betreut werden, der erschwerte Zugang zur Forschungsinfrastruktur hat unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler viel Zeit und Nerven gekostet. 

Gerade unsere jungen Forschenden stehen in dieser Zeit besonders unter Druck: Sie sollten forschen und publizieren, sind in der Lehre engagiert und dabei mit der Digitalisierung des Unterrichts gefordert – und bei vielen kommen noch anspruchsvolle familiäre Verpflichtungen dazu. Wir werden alles unternehmen, damit auch unser Nachwuchs diese schwierigen Zeiten möglichst gut übersteht. Teilweise sind wir an unsere Grenzen gestossen, aber unsere Universität hat in den vergangenen vier Monaten Unglaubliches geleistet. Für dieses riesige Engagement kann ich den Angehörigen unserer Universität gar nicht genügend danken!

Sie haben mehrfach betont, dass Ihnen die Studierfähigkeit am Herzen liegt. Ist diese für Risikogruppen im Herbstsemester gewährt?

Die Universität möchte Angehörige von Corona-Risikogruppen bei der Rückkehr der Universität zum Präsenzunterricht schützen und ihnen Alternativen anbieten. Wir werden daher versuchen, den Studierenden und Dozierenden, welche im Herbstsemester nicht an Präsenzveranstaltungen teilnehmen können, Alternativen anzubieten.

Die Universität könnte das Tragen von Masken verordnen – was halten Sie von dieser Idee?

Die Maskenpflicht haben wir teilweise an der Universität in den Forschungslaboratorien bereits eingeführt. Für die Lehre und damit die Vorlesungen haben wir noch nichts entschieden. Wir prüfen aber eine Maskenpflicht für bestimmte Veranstaltungen. Wir werden alle unsere Schutzkonzepte mit den Expertinnen und Experten sowie den Trägerkantonen besprechen, um den Studierenden und Dozierenden ein möglichst sicheres Umfeld zu bieten.  Als Volluniversität haben wir einen grossen Vorteil: Wir können für unsere Entscheidungen auf ein kompetentes Netzwerk von Expertinnen und Experten in wichtigen Bereichen wie der Epidemiologie, Infektiologie, Diagnostik, aber auch Recht und Psychologie zurückgreifen. Die Expertise der Forschenden der Uni Basel war in den letzten Wochen stark nachgefragt, zum Beispiel in der COVID-19 Science Task Force des Bundes und in den Medien. Wir werden unseren Angehörigen auch empfehlen, die SwissCovid-App zu nutzen, die im Falle einer Ansteckung das Contact Tracing erleichtern wird.

In den vergangenen Monaten mussten die Mitarbeitenden im Homeoffice arbeiten. Viele sind dabei auf den Geschmack gekommen und möchten auch in der hoffentlich bald virenfreien Zukunft teilweise zu Hause arbeiten. Wird das möglich sein?

Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass viele Arbeiten auch von zu Hause erledigt werden können. Es spricht also nichts dagegen, den Mitarbeitenden auch in Zukunft Home Office zu ermöglichen, wenn dies betrieblich möglich ist. Der Umfang muss allerdings mit den Vorgesetzten abgesprochen werden. Rund um das Thema Heimarbeit müssen noch zahlreiche Fragen geklärt werden, deshalb erarbeitet unsere Personalabteilung die Richtlinien, mit denen das Home Office für Mitarbeitende geregelt wird. Wir gehen davon aus, dass wir diese Richtlinien in den nächsten Wochen kommunizieren können.

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