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Vereinfachter Prozess zur Namensänderung für trans Personen

Louis Käser auf dem Petersplatz
Louis Käser. (Foto: Universität Basel, Dominik Plüss)

Eine gute Nachricht zum Internationalen Transgender Day of Visibility am 31. März: Trans Personen können neu ohne medizinische Bestätigung beantragen, Name und Geschlecht in den Systemen der Universität Basel anpassen zu lassen. Für die Universität ist das ein kleiner Schritt, dem weitere Schritte folgen sollen.

31. März 2021

Louis Käser auf dem Petersplatz
Louis Käser. (Foto: Universität Basel, Dominik Plüss)

Als sich der Archäologiestudent Louis Käser 2017 an der Universität Basel einschrieb, wurde er als Frau registriert. Das war den damaligen Richtlinien entsprechend korrekt, denn so steht es auch in seinem Pass. Louis wurde bei seiner Geburt dem weiblichen Geschlecht zugeordnet, doch er identifiziert sich als Mann. Als er nach Basel zügelte, zog er als solcher in eine WG ein. «Ich finde es wichtig, dass Menschen so wahrgenommen werden können, wie sie sich selber auch wahrnehmen», sagt der 25-Jährige. Damit seine Mitbewohner*innen nicht stutzig wurden, liess er die Post zu seinen Eltern schicken. Denn die Briefe, die von der Universität kamen, waren damals noch an «Frau Louis Käser» adressiert. Heute ist das anders. Inzwischen heisst es «Herr Louis Käser».

Seit drei Jahren haben trans Personen an der Universität Basel bereits die Möglichkeit, Vornamen, Anrede und Geschlecht in den zentralen Verwaltungssystemen anpassen zu lassen. Neu ist, dass sie dem Gesuch keine Bestätigung einer medizinischen Fachperson mehr beilegen müssen.

Dr. David Garcia Nuñez, Leiter Schwerpunkt für Geschlechtervarianz am Universitätsspital Basel, begrüsst diesen Schritt: «Die Bestimmung der Geschlechtsidentität basiert auf der Selbstdefinition der einzelnen Person. Das gilt sowohl für trans als auch für cis Personen. Es ist erfreulich, dass die Universität trans Menschen vertraut und sie nicht zu stigmatisierenden Untersuchungen bei Mediziner*innen zwingt», sagt der Arzt. Das Wort cis bezeichnet, im Gegensatz zu trans, die Übereinstimmung von Geschlechtsidentität und dem Geschlecht, das einer Person bei der Geburt zugewiesen wurde.

Selbsterklärend ist auch Louis Käser froh, dass es trans Menschen an der Universität nicht mehr so geht wie ihm damals. «Es ist ein richtiger und wichtiger Schritt, aber es darf nicht der letzte sein», sagt er. Konkret wünscht er sich, dass die Universität Basel die Möglichkeit einer dritten Option schafft. Also weder weiblich noch männlich, sondern anderes/nicht binär. In Deutschland beispielsweise ist «divers» schon länger bei allen Stellenausschreibungen Pflicht. Und auch Universitäten anderer Länder kennen den dritten Geschlechtseintrag seit längerem.

Als Hilfsassistent bei der Fachstelle Diversity ist Louis am Puls solcher Fragen und Bemühungen. Für ihn ist klar, dass es eine Frage der Zeit ist, bis auch die Universität Basel den dritten Geschlechtseintrag ermöglicht. Allein wegen all der Austauschstudierenden aus Ländern, die diesbezüglich weiter sind. Er weiss aber auch, dass es unter anderem IT-technisch einiges an Vorarbeit braucht und zudem eine Abstimmung auf Bundesebene notwendig ist, da die statistische Erfassung der Studierenden gesamtschweizerisch koordiniert wird.

«Es gibt noch viel zu tun»

Auch für David Garcia Nuñez ist klar, dass noch ein weiter Weg bevorsteht – nicht nur an der Universität, sondern generell. «Wir müssen eine vertiefte Diskussion über unseren Genderismus im Alltag führen. Wir müssen uns fragen, an welchen Stellen das Aufführen, beziehungsweise das Zeigen unserer Geschlechtsidentität einen Sinn macht und wo nicht. Warum müssen Zeugnisse oder Diplome gegendert sein? Was spricht so radikal gegen nicht gegenderte Toiletten?», fragt er. Und ergänzt: «Das führt uns unweigerlich zur Frage nach der Diversität der Geschlechteridentitäten und zur Situation der nicht-binären Personen, die am laufenden Band mit unnötigen Genderismen zu tun haben.»

Die WC-Situation beispielsweise war für Louis Käser nicht immer einfach. Als er noch nicht von allen als männlich wahrgenommen wurde, suchte er in Schweden einmal eine «neutrale» Toilette auf. Dort fühlte er sich erstmals richtig wohl. Keine blöden Blicke oder Bemerkungen. Solche Toiletten wünscht er sich, als einen weiteren Schritt, auch für die Universität. Und: «Gäbe es die Möglichkeit, sich als non-binär einzutragen, würde ich das tun. Wenn mir die Wahl gelassen wird, wähle ich immer die dritte Option – viele trans Menschen, die sich klar einem der beiden binären Geschlechter zuordnen, würden aber wohl weiterhin binäre Optionen auswählen, denn es tut auch gut, das Geschlecht schwarz auf weiss zu sehen.»

In seinem Pass steht inzwischen «Louis», die Geschlechtsbezeichnung ist aber weiblich. Für eine Änderung hin zu «männlich» müsste Louis vor Gericht ziehen. Das kostet viel Geld und noch mehr Kraft. Er hofft für kommende Generationen, dass sie sich keinen solchen Hürden mehr stellen müssen. (Hinweis: Wohl ab diesem Jahr wird es möglich sein, dass über 16-Jährige den Geschlechtseintrag ohne Gerichtsverfahren via Zivilstandesamt ändern können.) Und zieht dasselbe Fazit wie der Arzt David Garcia Nuñez: «Es gibt noch viel zu tun.»

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