Artikelinhalte
Das Kraut aus dem Osten
Text: Christoph Dieffenbacher
Genetische Analysen helfen, die Ausbreitung von Neophyten zu verstehen.
Wie andere invasive Neophyten verdrängt es einheimische Arten, verändert die umgebende Pflanzenwelt und bremst das Wachstum der Jungbäume in seiner Nähe – das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera). Die ursprünglich aus dem westlichen Himalaja stammende Pflanze gelangte bereits 1839 nach England und kam von dort aus als beliebte Zierpflanze in viele europäische Gärten.
-
Schleuderkapseln: Samen des violett blühenden eingewanderten Drüsigen Springkrauts. Eine Pflanze produziert bis zu 2500 Samen pro Vegetationsperiode, die sie mittels Schleuderkapseln bis zu 7 Meter weit verstreut. (Bild: Universität Basel, Christian Flierl)link.zoom -
Immer seltener: Die gelb blühende einheimische Variante der Pflanze, das Wald-Springkraut (Impatiens noli-tangere), wird von der eingewanderten zunehmend verdrängt. (Bild: Universität Basel, Christian Flierl)link.zoom -
Das Drüsige Springkraut ist in feuchten und nährstoffreichen Böden in der ganzen Schweiz verbreitet. Mit Stechzylindern werden die Wurzelproben gesammelt und verpackt. (Bild: Universität Basel, Christian Flierl)link.zoom -
Sieben und Waschen: Im Labor werden die Wurzeln und Rhizome extrahiert, indem die Bodenproben gesiebt und gewaschen werden. Die Fragmente werden darauf gefriergetrocknet und gemahlen. (Bild: Universität Basel, Christian Flierl)link.zoom -
Ausreissen: Fachleute raten zur Entfernung des Neophyten aus Wäldern und Gärten – herausgerissene Wurzeln des Drüsigen Springkrauts, das ein relativ kleines, oberflächiges Wurzelwerk bildet.link.zoom -
Analyse im Labor: Das gesammelte Material wird im Labor an der St.-Johanns-Vorstadt in Basel genetisch analysiert mit dem Ziel, die Unterschiede in der unterirdischen Pflanzenvielfalt zu bestimmen – mit und ohne den Neophyten. (Bild: Universität Basel, Christian Flierl)link.zoom
Seit einigen Jahrzehnten hat sich die Art explosionsartig unseren Bach- und Flussufern entlang und in Wäldern verbreitet und greift in die bestehende Pflanzenvielfalt ein. Der Neuankömmling wirkt offenbar über die unterirdischen Verbindungen zwischen Bäumen und Mykorrhizapilzen: Blätter und Wurzeln des Neophyten enthalten einen Stoff, der das Wachstum der Mykorrhizapilze bremst. Bei jungen Buchen, die vom eingewanderten Springkraut umgeben sind, finden sich 60% weniger Wurzelpilze als bei jenen ohne benachbarte Neophyten.
Im Laufental im Kanton Baselland zum Beispiel kommt das rasch nachwachsende Drüsige Springkraut mittlerweile stellenweise grossflächig und dicht vor. Doktorand Luca Gaggini (Bild), unterstützt von Dr. Hans-Peter Rusterholz und Prof. Dr. Bruno Baur der Forschungsgruppe Naturschutzbiologie der Universität Basel, untersucht hier den Einfluss der eingewanderten Pflanze auf die unterirdische Vielfalt von Pilzen und Pflanzen.
Eine Vermutung für das immer häufigere Vorkommen dieses invasiven Neophyten in Wäldern ist, dass die Forstwirtschaft die Verbreitung des Drüsigen Springkrauts begünstigt. Die aktuellen Ergebnisse der Forschung werden den Studierenden jeweils an Exkursionen vor Ort vermittelt.
Luca Gaggini ist Doktorand in der Forschungsgruppe Naturschutzbiologie und untersucht den Einfluss von invasiven Pflanzenarten auf die einheimischen Wälder – im Kanton Tessin wie in der Region Basel.
Weitere Artikel in der aktuellen Ausgabe von UNI NOVA.