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Forschen im Dienste der Nachhaltigkeit (01/2015)

Die Vegetation hat bereits auf den Klimawandel reagiert

Thomas Pfluger

Wie sieht die Schweizer Landschaft in 50 Jahren aus? Mit dem Klimawandel verändern sich auch die Wachstumsbedingungen für Pflanzen. Ansgar Kahmen, Professor für nachhaltige Landnutzung am Fachbereich Botanik der Universität Basel, erforscht die Reaktion der Vegetation auf diese Veränderungen.

Campanula Scheuchzeri L., Entre Mauvoisin et le fond de la Vallée de Bagnes, Valais, 28. Juli 1880.
Astragalus alpinus L., Lenzerheide, Valbella, auf Magerwiesen 1480–1500 m, Juli 1920 © Universität Basel

Mit seinem Team untersucht Kahmen unter anderem Wiesen, auf denen Schweizer Kühe weiden. Wissenschaftler vermuten seit Langem, dass eine Landschaft mit hoher Artenvielfalt (Biodiversität) gegen extreme Wetterveränderungen besser gewappnet ist. Dass diese Hypothese stimmt, konnten die Basler Forscher eindrücklich belegen, indem sie den Ertrag verschieden zusammengesetzter Wiesen massen. Aufgrund ihrer Ergebnisse soll nun das Saatgut für Weiden diversifiziert werden, damit unsere Milchkühe auch in trockeneren Zeiten genug zu essen haben.

Kahmen hat auch wichtige Hinweise gefunden, dass unsere Pflanzenwelt bereits in den letzten hundert Jahren auf Umweltveränderungen reagiert hat. «Wir haben erste Indizien, dass sich Pflanzen heute anders verhalten als noch vor 150 Jahren», sagt Kahmen. «Die Auswirkungen des globalen Wandels sind keine Zukunftsvision – wir befinden uns bereits mitten drin.» Den Blick in die Vergangenheit ermöglicht haben ihm historische Pflanzensammlungen wie die des Fachbereichs Botanik und der Basler Botanischen Gesellschaft. Diese Herbarien, die mehr als 300 Jahre Pflanzengeschichte umfassen, sind nicht nur schön, sondern auch ausgesprochen nützlich für die moderne Forschung.

Pflanzen sind viel mehr als Dekoration unserer Landschaft oder Ertragsgrundlage für die Landwirtschaft, sagt Kahmen: «Sie verhindern, dass der Boden weggeschwemmt wird, gleichen die Luftfeuchtigkeit aus und stellen uns sauberes Trinkwasser zur Verfügung.» Selbst den Klimawandel dämpfen sie – sie binden weltweit ein Viertel des Kohlendioxid-Überschusses. Wer die Zukunft kennen will, darf die Entwicklung der Pflanzenwelt sicher nicht ausser Acht lassen.

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