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Alles Lüge! (01/2024)

Nekropolen am Nil.

Text: Angelika Jacobs

Unweit der Stadt Luxor in Ägypten liegt am Fuss der Thebanischen Berge eine altägyptische Nekropole. Hier untersuchen Forschende um Susanne Bickel von der Universität Basel eine Reihe von Felsgräbern und sind dabei, ein weiteres freizulegen. Ihr Fokus liegt – neben der Analyse von Überresten aus 3500 Jahren – vor allem auf den Wandmalereien und Inschriften, um die Geschichte des Gräberfelds und der hier Bestatteten nachzuzeichnen.

Ausgrabungsstätte mit grünem Niltal im Hintergrund
(Foto: Matjaž Kačičnik)

Wenige Kilometer vom grünen Niltal entfernt liegt das Areal des Basler Forschungsprojektes «Life History of Theban Tombs». Seit 2015 untersucht das Forschungsteam hier verschiedene altägyptische Gräber. Darunter die Grabkapelle eines königlichen Herolds namens Iamunedjeh (Grab TT 84, im Vordergrund) und das Grab eines Hohepriesters (Mery) des Gottes Amun (Grab TT 95, rechts).

Lokale Helferinnen und Helfer unterstützen die Ausgrabungsarbeiten
(Foto: Matjaž Kačičnik)

Die jüngste Ausgrabungskampagne im Herbst 2023 widmete sich unter anderem dem Grab K 555, direkt benachbart zum Grab TT 84 des Herolds Iamunedjeh. Unterstützt werden die Basler Archäologinnen und Archäologen von ägyptischen Feldassistenten aus der Region, mit denen sie eine langjährige Zusammenarbeit pflegen.

Vermessung des Areals
(Foto: Matjaž Kačičnik)

Durch exakte Vermessung des Areals kartieren die Forschenden die Lage der verschiedenen Gräber und die lokale Topografie. Ein Aspekt des Forschungsprojekts fokussiert auf die Entwicklung der Nekropole über die Jahrtausende bis in die jüngere Geschichte.

Zwei mehr oder weniger freigelegte Schächte
(Fotos: Matjaž Kačičnik)

Der Zugang zum Grab K 555 befand sich unter einem grossen Schutthügel, den das Team über die letzten Jahre abgetragen hat. Vor dem Grab liegt ein offener Hof, auf dem Siedler im Mittelalter Häuser errichtet hatten. Darunter kam im Oktober 2023 ein in diesem Vorhof angelegter Grabschacht zum Vorschein. (Linkes Bild)

Sowohl im Eingang zum Felsgrab K 555 wie im umliegenden Vorhof sucht das Team sorgfältig nach Zeugnissen der unterschiedlichen Nutzungen des Gebiets: Ursprünglich im 15. Jh. v. Chr. angelegt, wurde das Grab im Laufe der Jahrhunderte für weitere Bestattungen genutzt. Später wurde der Vorhof und vielleicht auch das Grab bewohnt. (Rechtes Bild)

Fundstücke und menschliche Überreste
(Fotos: Matjaž Kačičnik)

Während das Team den Schutt abtrug, kamen auch Werkzeuge wie dieser Hammer zum Vorschein, mit deren Hilfe die Gräber ursprünglich in den Felsen gehauen wurden. (Linkes Bild)

Neben dem Grabeingang von K 555 stiess das Team auf die Überreste zweier Mumien. Aus ihrer Fundlage schliessen die Forschenden, dass die Gräber bereits in der Antike oder Spätantike geplündert wurden. (Rechtes Bild)

Archäologe Lukas Richner im Tunnel zwischen den Gräbern
(Foto: Matjaž Kačičnik)

Grabräuber hinterliessen einen Tunnel zwischen den Gräbern K 555 und dem benachbarten Grab TT 84. Heute gewährt dieser den Forschenden Zugang. Der Archäologe Lukas Richner inspiziert hier das Innere des Grabes K 555, bevor die Forschenden den eigentlichen Eingang öffnen und die Innenräume freilegen.

Epigrafikerin Julianna Paksi mit Laptop in einer der Grabkammern, mit Beispielen einer Wandmalerei vor und nach der Analyse mit der Software DStretch
(Fotos: Matjaž Kačičnik, rechts unten mit Illustration von J. Paksi)

Derweil setzt das Team auch die Arbeit in der Grabkapelle des Iamunedjeh (TT 84) fort. Julianna Paksi analysiert als Epigrafikerin die Inschriften der Längshalle. Weil die Wandmalereien nur fragmentarisch erhalten sind und mehrfach überarbeitet wurden, untersucht und dokumentiert das Team den aktuellen Zustand vor Ort möglichst genau. (Linkes Bild)

Mithilfe einer speziellen Software namens DStretch kann Paksi auch auf verblassten oder beschädigten Oberflächen (rechtes Bild oben) die Spuren von Restpigmenten künstlich hervorheben (rechtes Bild unten). Dies ist besonders nützlich, wenn sich mehrere Malschichten überlagern wie bei dieser Tributszene.

Beispiel einer Inschrift mit hervorgehobenen Hieroglyphen und Gruppenbild des Ausgrabungsteams
(Fotos: Matjaž Kačičnik, linkes Bild mit Illustration von J. Paksi)

Das Grab TT 84 des Iamunedjeh entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts v. Chr. Eine Generation später wurden Name und Titel des Herolds und seiner Frau teilweise durch jene des Hohepriesters Mery (Besitzer des benachbarten Grabes TT 95) und seiner Mutter ersetzt. Teile der ursprünglichen Inschriften (digital hervorgehoben) schimmern jedoch blass hindurch. (Linkes Bild)

Das Team der Universität Basel mit ägyptischen Mitarbeitern bei der Ausgrabungskampagne im Herbst 2023. Jedes Jahr nehmen auch Studierende sowie ein internationales Team aus Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen an den Ausgrabungen teil. (Rechtes Bild)

Susanne Bickel ist Professorin für Ägyptologie am Departement Altertumswissenschaften der Universität Basel. Zusammen mit Julianna Paksi und Alexis Den Doncker leitet sie das Basler Forschungsprojekt in der Thebanischen Nekropole.


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