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Erinnern und Vergessen. (01/2021)

Eine Historikerin in der Datenflut.

Interview: Bettina Volz-Tobler

Die Historikerin Franziska Bühler verantwortet im Bundesamt für Statistik den Personendatenaustausch zwischen den Personenregistern der Schweiz und der Bundesstatistik. Als Sektionschefin von «Sedex und Registerentwicklung» haben sie und ihr Team eine zentrale Funktion im Datenmanagement der öffentlichen Schweiz.

Porträt von Franziska Bühler
Franziska Bühler. (Foto: zvg)

UNI NOVA: Frau Bühler, Sie haben Geschichte, Philosophie und Deutsche Philologie studiert und sind jetzt im Bundesamt für Statistik in verantwortlicher Position tätig. Wie sah Ihr beruflicher Weg dahin aus?

FRANZISKA BÜHLER: Hätte mir in meiner Zeit an der Universität jemand gesagt, dass ich eines Tages eine zentrale Rolle im Datenmanagement der Schweiz spielen und mich im Umfeld der IT frei bewegen werde, hätte ich laut gelacht. Ich war immer sicher, dass ich eines Tages in einem Museum Ausstellungen plane und umsetze oder in einem Archiv frühere Zeitzeugnisse erfasse und archiviere. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass ich 20 Jahre später dafür sorge, dass alle Daten, die die Schweizer Bevölkerung repräsentieren, rechtlich am richtigen Ort sicher gespeichert werden und die Datenautobahn den Bedürfnissen der digitalen Schweiz entspricht. Rückblickend zeigt sich aber ganz klar ein roter Faden: die Kommunikation. So fand ich in der Erwachsenenbildung während und nach meinem Studium eine Aufgabe, die es mir ermöglichte, entsprechende Werkzeuge und Möglichkeiten kennen und anwenden zu lernen. Darauf kamen mir als Projektmitarbeiterin für eine kantonale Datenplattform meine Erfahrungen aus dem Staatsarchiv zu Datenschutz und Datensicherheit zugute. Später wechselte ich zum Bund an eine Schnittstelle, wo Datensicherheit, Datenfluss, Strategie, Innovation und Politik zusammenkommen und über alle Verwaltungsebenen hinweg koordiniert und kommuniziert werden.

UNI NOVA: Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus? Was gefällt Ihnen an der Arbeit besonders?

BÜHLER: Wir bauen Brücken zwischen den Verwaltungsebenen, den offiziellen Personenregistern der Schweiz, zwischen eGovernment-Projekten und Stakeholdern, zwischen der Welt der Statistik und dem Alltag am Gemeindeschalter. Wir nehmen die Daten der IT und übersetzen sie für alle verständlich und vermitteln dadurch auch den Spass, den unsere Arbeit bei aller Seriosität der Thematik macht. Mein Arbeitsalltag ist ungemein vielfältig – in unserem Team arbeiten Softwareentwicklerinnen, Ingenieurinnen, Historiker und IT-Supporter. Wir organisieren Schulungen mit Gemeinden und Kantonen, sind in Ausschüssen von nationalen und kantonalen Datenmanagement- Projekten vertreten oder werden als Berater bei Innovationsfragen zugezogen. Auch sorgen wir dafür, dass unsere eigenen Services immer den neusten Anforderungen an Datensicherheit und Technologie entsprechen.

UNI NOVA: Was sind für Sie die Vorteile eines geisteswissenschaftlichen Studiums für Ihre jetzige Tätigkeit?

BÜHLER: Die Unerschrockenheit, mich in eine unbekannte Welt hineinzuwagen. Mit einer Frage als Ausgangspunkt mich auf die Suche nach einer Antwort zu begeben. Ich recherchiere, prüfe Quellen, nehme unterschiedliche Standpunkte ein, versuche alle Perspektiven abzudecken und schrecke nicht vor anderen Sprachen zurück, auch im übertragenen Sinn. Mein Studium lehrte mich, dass ich den Blick weit und breit halten darf. Dies ist als Quereinsteigerin umso wichtiger, als ich mein Arbeitsgebiet nicht aus den Lehrbüchern kenne und so auf alle Unklarheiten und auch Unsicherheiten eingehen muss.

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