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Gemeinsam auf botanische Spurensuche

Portrait Ramon Müller
Ramon Müller, Geschäftsführer «Flora beider Basel». (Foto: Universität Basel, Florian Moritz)

Die Region Basel hat botanisch viel zu bieten. Mit dem Projekt «Flora beider Basel» möchte die Universität Basel gemeinsam mit Naturschutzorganisationen eine aktuelle Übersicht über die lokale Pflanzenwelt gewinnen. Der Geschäftsführer Ramon Müller erzählt, wie wichtig dabei das Engagement von Freiwilligen ist.

10. Juni 2021

Portrait Ramon Müller
Ramon Müller, Geschäftsführer «Flora beider Basel». (Foto: Universität Basel, Florian Moritz)

Herr Müller, das Projekt «Flora beider Basel» hat zum Ziel, die botanische Biodiversität in der Region Basel zu erforschen. Was hat es damit auf sich?

Die Untersuchung der Pflanzenwelt hat in Basel eine lange Tradition, bereits 1622 erstellte der berühmte Basler Botaniker Caspar Bauhin eine der ersten Lokalfloren. Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Verbreitung der Basler Flora noch gut dokumentiert, die letzte umfassende Kartierung fand in den 90er Jahren statt. Seitdem sind Pflanzenarten verschwunden oder neue eingewandert. Mit dem Projekt wollen wir herausfinden, welche Pflanzen aktuell an welchen Standorten und in welcher Populationsgrösse vorhanden sind.

Warum sind diese Informationen so wichtig?

In der Schweiz sind rund ein Drittel aller einheimischen Pflanzenarten bedroht. Nur wenn wir wissen, welche Arten wo vorkommen, können wir sie auch gezielt schützen. Langfristig bilden die Ergebnisse des Projekts beispielsweise eine fundierte Grundlage für die Ausarbeitung von kantonalen Aktionsplänen zum Schutz gefährdeter Arten oder für die Forschung zu Veränderungen der Pflanzenzusammensetzungen durch veränderte Landnutzung oder den Klimawandel.

Sie arbeiten am Departement Umweltwissenschaften und sind gleichzeitig Geschäftsleiter des Vereins «Flora beider Basel». Welche Rolle spielt die Universität bei dem Projekt?

Die Universität Basel stellt einerseits einen grossen Teil der Infrastruktur zur Verfügung und unterstützt die administrative Durchführung. Dr. Jurriaan de Vos vom Herbarium der Universität Basel bringt die wissenschaftliche Expertise ein. Er begleitet die Datenevaluation und sorgt für die Qualitätssicherung. Ich bin vor allem für die Koordination der Helfer und Helferinnen verantwortlich – sozusagen das Bindeglied zwischen den Freiwilligen, verschiedensten Organisationen, Naturschutzfachstellen und dem Verein.

Das Projekt setzt auf das Engagement von Freiwilligen. Wie kann man als Helfer oder Helferin mitwirken?

Wer mitmachen will, nimmt am besten an unserer Infoveranstaltung vom 11. Juni teil. Dort stellen wir das Projekt und die ersten Aktionen genauer vor. Die Freiwilligen gehen dann in der Region auf Entdeckungsreise, suchen nach Pflanzen und bestimmen sie. Die Fundorte können sie auf einer Karte oder in einer App erfassen.

Muss man sich denn mit Pflanzen auskennen, um mitzumachen?

Grundkenntnisse sind schon notwendig. Aber man muss kein Profibotaniker oder Profibotanikerin sein. Wir möchten erfahrenen Botanikerinnen wie auch Laien für das Projekt gewinnen. Wir bieten die nötigen Hilfestellungen, um die Pflanzen korrekt zuordnen zu können. Es besteht die Möglichkeit, an sogenannten Bestimmungsabenden teilzunehmen, wo wir zum Beispiel Binokulare und Literatur zur Verfügung stellen. Die Freiwilligen können dort auch Fundmaterial vorzeigen und werden von erfahrenen Fachleuten unterstützt.

«Flora beider Basel» ist ein Citizen-Science-Projekt. Welche Vorteile bietet dies für die Wissenschaft?

Wissenschaft und Naturschutz verfügen nicht über ausreichend Ressourcen, um verschiedenste Arten aufzusuchen und zu bestimmen – die Freiwilligen leisten da sehr wertvolle Arbeit. Das Projekt hat aber auch eine soziale Komponente. Es bringt Menschen mit ähnlichen Interessen, aber ganz verschiedenen Wissensständen zusammen. Zudem bieten wir den Freiwilligen die Möglichkeit, ihre Pflanzenkenntnisse zu erweitern und die Basler Flora neu zu entdecken.

Was bedeutet Ihnen das Projekt persönlich?

Pflanzen haben mich bereits als kleinen Jungen fasziniert. Während dem Biologiestudium wurde mir dann klar, wie vielfältig die Flora ist. Wir können von Pflanzen viel lernen, sie erzählen uns einiges über die Gegenden, die sie bewohnen – oder eben nicht mehr bewohnen. Während meiner Arbeit als Botaniker wurde mir schnell klar, wie bedroht die Pflanzenwelt ist. Mit dem Projekt «Flora beider Basel» können wir etwas bewirken. Wir können dafür sorgen, dass Arten gezielt geschützt werden.


Weitere Auskünfte

Ramon Müller, Geschäftsführer Flora beider Basel und Wissenschaftlicher Mitarbeiter Universität Basel, E-Mail: ramon.mueller@unibas.ch

Botanische Läckerli und Infoveranstaltung

Die erste Aktion von «Flora beider Basel» heisst Basler Läckerli. Freiwillige teilen ihre botanischen Highlights mit genauen Fundortkoordinaten. Falls erwünscht, werden die Bilder auf den Social-Media-Kanälen des Vereins publiziert. Das Bild mit den meisten Likes gewinnt Ende Jahr einen Preis. Weitere Aktionen folgen in den kommenden Monaten. Wer mehr darüber erfahren möchte, nimmt am besten am 11. Juni an der virtuellen Infoveranstaltung teil. Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und steht auch zum späteren Nachschauen zur Verfügung.

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