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Neue parasitäre Wurmart entdeckt

Mikroskopaufnahme eines Peitschenwurms
Mikroskopische Aufnahme von einem männlichen Exemplar von Trichuris incognita. (Aufnahme: Swiss TPH, Max Bär, Hintergrund bearbeitet)

Forschende des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) und Partnerinstitutionen haben in Côte d’Ivoire eine neue parasitäre Wurmart entdeckt, die den Namen Trichuris incognita trägt. Mit der offiziellen Übergabe konservierter Proben an das Naturhistorische Museum Basel wird die Entdeckung nun gemäss internationaler Regeln zur wissenschaftlichen Namensgebung formell anerkannt.

19. Juni 2025

Mikroskopaufnahme eines Peitschenwurms
Mikroskopische Aufnahme von einem männlichen Exemplar von Trichuris incognita. (Aufnahme: Swiss TPH, Max Bär, Hintergrund bearbeitet)

Peitschenwurminfektionen betreffen weltweit schätzungsweise 500 Millionen Menschen, darunter hauptsächlich Kinder in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Ausgelöst werden sie durch den parasitären Wurm Trichuris trichiura, der zu erheblichen Gesundheitsproblemen wie Bauchschmerzen, Durchfall und Blutarmut führen kann. Bislang ging man davon aus, dass alle menschlichen Peitschenwurminfektionen auf diese eine Art zurückzuführen sind.

Doch Forschende des Swiss TPH und der Universität Basel, gemeinsam mit Partnern in Côte d’Ivoire und der Universität Calgary (Kanada), haben nun eine bisher unbekannte Art entdeckt, die Menschen infiziert. Die Entdeckung gelang im Rahmen einer klinischen Studie in Côte d’Ivoire, in der sich die übliche Behandlung mit Albendazol und Ivermectin als weniger wirksam erwies als in vergleichbaren Studien in Laos und Tansania.

Da die neue Art unter dem Mikroskop identisch wie Trichuris trichiura aussieht, vermuteten die Forschenden zunächst eine Arzneimittelresistenz. Genomanalysen zeigten jedoch, dass es sich um eine bislang unbekannte Art handelt. Das Forschungsteam benannte den neuen Wurm in Anlehnung an seine bislang unerkannte Existenz Trichuris incognita.

Weitreichende Auswirkungen auf die Medikamentenentwicklung

«Diese Entdeckung hat grosse Auswirkungen darauf, wie wir parasitäre Wurminfektionen weltweit behandeln», sagt Jennifer Keiser, Leiterin der Einheit «Helminth Drug Development» am Swiss TPH und Professorin für Vernachlässigte Tropenkrankheiten der Universität Basel. «Es ist gut möglich, dass Patientinnen und Patienten in vielen Regionen mit Trichuris incognita infiziert sind – und unsere derzeit beste Behandlungskombination mit Albendazol und Ivermectin dagegen nicht wirkt. Die Entdeckung unterstreicht einmal mehr den dringenden Bedarf an neuen Behandlungen gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten.»

Keiser zeigt sich hoffnungsvoll, dass das neue Medikament Emodepsid, das in neuen klinischen Studien sehr vielversprechende Ergebnisse gezeigt hat, auch gegen Trichuris incognita wirksam sein könnte. Weitere Studien sind nötig, um dies zu bestätigen. Das Swiss TPH arbeitet derzeit mit der Pharmafirma Bayer an der Weiterentwicklung von Emodepsid.

Unklare weltweite Verbreitung

Die neue Art wurde bislang vor allem in Côte d’Ivoire nachgewiesen. Ihre weltweite Verbreitung ist noch unbekannt, da umfassende DNA-Analysen aus anderen Endemiegebieten noch ausstehen.

«Für Côte d’Ivoire ist diese Entdeckung entscheidend», sagte Jean Coulibaly, Forscher am Centre Suisse de Recherches Scientifiques en Côte d’Ivoire. «Diese Entdeckung könnte die Art und Weise verändern, wie wir Peitschenwurminfektionen im ganzen Land – und darüber hinaus – bekämpfen.»

Offizielle Übergabe an das Naturhistorische Museum Basel

Heute hat das Swiss TPH männliche und weibliche Exemplare von Trichuris incognita, konserviert in Ethanol, offiziell dem Naturhistorischen Museum Basel übergeben. Dieser Schritt ist Teil des formalen Prozesses gemäss dem Internationalen Code der Zoologischen Nomenklatur zur offiziellen Registrierung neuer Arten.

Dieser Text ist ein Auszug aus einer Medienmitteilung des Swiss TPH.

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