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Longevity-Forschung: Gesünder im Alter durch Stress

Mit Fluoreszenzmarkern eingefärbte C. elegans Fadenwürmer
Eine ausgewogene Ernährung hält den Fadenwurm C. elegans (im Bild) im Alter fit und gesund. (Foto: Jachen Solinger, Biozentrum, Universität Basel)

Gewisse Bestandteile in der Nahrung lösen bei Fadenwürmern eine milde Form von Stress aus. Dadurch werden die Tiere jedoch nicht krank, sondern im Gegenteil, sie bleiben im Alter sogar länger gesund, berichten Forschende der Universität Basel.

01. Oktober 2025 | Katrin Bühler

Mit Fluoreszenzmarkern eingefärbte C. elegans Fadenwürmer
Eine ausgewogene Ernährung hält den Fadenwurm C. elegans (im Bild) im Alter fit und gesund. (Foto: Jachen Solinger, Biozentrum, Universität Basel)

Menschen werden im Durchschnitt immer älter. Doch ein längeres Leben bedeutet nicht automatisch auch ein gesundes Leben. Für viele Menschen stellt sich daher weniger die Frage «Wie alt möchte ich werden?», sondern vielmehr «Wie möchte ich alt werden?». Während die Lebensdauer die gesamte Zeit von der Geburt bis zum Tod umfasst, bezeichnet die Gesundheitsspanne die Lebensjahre, die wir bei guter Gesundheit verbringen.

Gesund zu altern ist ebenfalls eine Frage der Ernährung. Schon lange ist bekannt, dass nicht nur die Menge, sondern auch die einzelnen Nährstoffe beeinflussen, wie wir altern. Im Fadenwurm Caenorhabditis elegans konnte das Team um Prof. Dr. Anne Spang am Biozentrum der Universität Basel nun zeigen, dass sich bestimmte RNA-Moleküle in der Nahrung positiv auf die Fitness auswirken. «Diese Moleküle verhindern, dass sich schädliche Proteinablagerungen bilden, die typischerweise mit dem Altern oder Krankheiten zusammenhängen», sagt Anne Spang. Die Ergebnisse erscheinen im Fachjournal «Nature Communications».

Ernährung beeinflusst Altersprozesse

Mit dem Alter lässt die Fähigkeit des Körpers nach, fehlerhafte Proteine aus dem Verkehr zu ziehen. Diese können verklumpen und sammeln sich als schädliche Proteinablagerungen in den Zellen an. Solche Proteinaggregate gelten als Treiber von Alterungsprozessen und als Ursache für verschiedene muskuläre und neurodegenerative Erkrankungen wie etwa Alzheimer oder Parkinson.

Die Forschenden haben beim Fadenwurm nun herausgefunden, dass eine ausgewogene Ernährung die Gesundheitsspanne verlängert und bestimmte Stoffe in der Nahrung eine schützende Wirkung entfalten. Mit ihrer Nahrung, das sind vor allem Bakterien, nehmen die Würmer doppelsträngige RNA-Moleküle auf. «Diese Nahrungs-RNAs werden im Darm aufgenommen und aktivieren Qualitätskontrollmechanismen, die vor zellulärem Stress schützen», erläutert Emmanouil Kyriakakis, Erstautor der Studie. «Der Stress auf niedrigem Level bereitet den Körper besser darauf vor, mit Proteinschäden umzugehen.»

Ernährungsbedingte Mechanismen verzögern Zellalterung

Die Diät aktiviert bei den Würmern unter anderem die Autophagie, einen zellulären Prozess, der beschädigte Proteine abbaut und recycelt. Dieser Mechanismus verringert die Bildung schädlicher Proteinaggregate und verzögert dadurch die Zellalterung. «Uns hat überrascht, dass der Darm dabei offenbar mit anderen Organen kommuniziert», sagt Kyriakakis. «Die schützenden Effekte sehen wir nicht nur lokal, sondern im gesamten Organismus, etwa in den Muskeln.»  


Originalpublikation

Emmanouil Kyriakakis, Chiara Medde, Danilo Ritz, Geoffrey Fucile, Alexander Schmidt and Anne Spang.
Bacterial RNA promotes proteostasis through inter-tissue communication in C. elegans.
Nature Communications (2025), doi: 10.1038/s41467-025-63987-x

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