Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey erhalten den Geschwister-Scholl-Preis 2025
Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Carolin Amlinger und der Soziologe Prof. Dr. Oliver Nachtwey von der Universität Basel werden mit dem Geschwister-Scholl-Preis 2025 ausgezeichnet. Die Jury würdigt ihr gemeinsam verfasstes Buch «Zerstörungslust. Elemente des demokratischen Faschismus» als herausragenden Beitrag zur Analyse aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen.
10. Oktober 2025
Mit «Zerstörungslust. Elemente des demokratischen Faschismus» legen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey ein Werk vor, das die politische Gegenwart analytisch scharf und zugleich mit grosser Sensibilität ausleuchtet.
Im Mittelpunkt des 2025 bei Suhrkamp erschienenen Buches steht die Erfahrung vieler Menschen, dass die Versprechen liberaler Demokratien – Freiheit, Teilhabe, soziale Sicherheit – zunehmend als unerfüllt wahrgenommen werden. Aus dieser Enttäuschung erwächst, so die Autor:innen, eine eigentümliche Lust an der Zerstörung.
Die dunklen Seiten der Demokratie
Der von den beiden Forschenden entwickelte Begriff des «demokratischen Faschismus» beschreibt eine Haltung, die innerhalb der Demokratie entsteht – eine Mischung aus Ressentiment, regressiver Rebellion und faschistischen Fantasien, die demokratische Institutionen nutzt, um sie zugleich auszuhöhlen. Diese Diagnose gründet auf einer Vielzahl von Stimmen: Interviews, Protokollen und Beobachtungen, die von Verunsicherung und Ausgrenzung berichten.
«Gerade diese Vielstimmigkeit macht deutlich, wie weit das Phänomen in die Gesellschaft hineinreicht – von der verunsicherten Mitte bis in radikalisierte Milieus», so die Begründung der Jury.
Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz
Dr. Carolin Amlinger leitet das SNF-Ambizione-Projekt «Belesenheit. Geschmack und soziale Grenzen» am Departement Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität Basel. Prof. Dr. Oliver Nachtwey ist Professor für Sozialstrukturanalyse am Fachbereich Soziologie der Universität Basel. Ihre vorherige gemeinsame Publikation «Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus» stand 2023 auf der Shortlist des Preises der Leipziger Buchmesse.
Der Geschwister-Scholl-Preis wird jährlich von der Landeshauptstadt München und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern, vergeben. Er zeichnet Werke aus, die von geistiger Unabhängigkeit zeugen und geeignet sind, den zivilen Freiheitsgedanken zu fördern, moralische Verantwortung zu übernehmen und den Widerstand gegen Diktatur und Unterdrückung zu stärken.
Die Preisverleihung findet Ende November 2025 in München statt.