Mein Buch: Hermann Hesse anders lesen.
Text: Alexander Honold
Basel war eine wichtige Station im Leben der Autors Hermann Hesse. Das Handbuch widmet sich seinem Leben und Werk und wählt dabei neue Zugänge. An der Entstehung waren Studierende der Universität Basel massgeblich beteiligt.
Hermann Hesse stammte aus einer schwäbischen Pfarrersfamilie, die eng mit der Basler Mission verbunden war. Deshalb verbrachte Hesse seine Jugendjahre in Basel und schrieb in den 1920er-Jahren seinen berühmten Roman Der Steppenwolf im Lesesaal der Uni-Bibliothek. Schon als Schüler und Lehrling von rebellischem Charakter setzte er später im Tessin auf die riskante Laufbahn des Schriftstellers.
Viele verbinden mit Hesse die Erinnerung an Jugendlektüren. Obwohl seine Werke in immens viele Sprachen übersetzt sind und in hohen Auflagen vertrieben werden, gilt der Autor in Germanistenkreisen als wenig prestigeträchtig – gerade weil ihm der Makel des Pubertätsautors anzuhaften scheint.
So entstand die Idee zu diesem Buch über Hermann Hesse zunächst aus einem Störgefühl über die weitverbreitete akademische Geringschätzung eines großen Erzählers, dessen Romane und Figuren zur Weltliteratur gehören.
Meine Faszination für den «wilden», unangepassten Hesse verdichtete sich zu dem ernsthaften Projekt, den Forschungs- und Diskussionsstand zu Hesses literarischem Werk im Rahmen eines groß angelegten literaturwissenschaftlichen Handbuchs zu bündeln.
Aufwendig waren Archiv- und Forschungsmaterialien zu erheben und Mitwirkende zu gewinnen; all dies kam erst richtig in Gang durch die Zusammenarbeit mit der Bamberger Literaturprofessorin Andrea Bartl und dem Aufbau eines Arbeitsteams, in dem Studierende eines Hesse-Seminars sich als Autorinnen und Autoren und in redaktioneller Mitverantwortung engagierten.
Entstanden ist ein systematisch angelegtes Kompendium, das state of the art-Auskünfte über Hermann Hesses Lebensstationen, über seine literarischen Werke und deren gesellschaftliche Wirkung gibt und das bislang ignorierte Themen (weibliche Perspektiven, «queering Hesse», Körperkultur und viele mehr) auf die Forschungsagenda setzt.
All dies war nur möglich, weil das «Hermann Hesse Handbuch» nicht mehr nur «mein Buch» blieb, sondern zu «unserem Buch» geworden ist.
Alexander Honold ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft. Er forscht unter anderem zu Erzählformen und publiziert regelmässig Monografien, etwa zu Leben und Werk Hugo von Hofmannsthals (2024).
Weitere Artikel in dieser Ausgabe von UNI NOVA (November 2025).
