Taylor Swifts neue «Era» an der Uni Basel
Bunte Power-Point-Präsentationen, selbstgemachte T-Shirts und jede Menge Liedtexte: Beim Taylor Swift-Seminar kommen Swifties voll auf ihre Kosten. Aber nicht nur: auch Unkonvertierte, die sich für Literatur interessieren, können in dem Seminar einiges lernen … Ready For It?
Every time you call me crazy
I get more crazy
What about that?
And when you say I seem angry
I get more angry
And there's nothin' like a mad woman
What a shame she went mad
No one likes a mad woman
You made her like that
And you'll poke that bear 'til her claws come out
And you find something to wrap your noose around
And there's nothin' like a mad woman
(Mad Woman aus dem Album Folklore)
Wer ist hier die Mad Woman und mit wem spricht sie? Es ist ein Taylor Swift-Song, also geht es wohl um sie und einen ihrer zahlreichen Ex-Freunde und eine gescheiterte Love Story. Aber Moment! Die Weltliteratur ist voller Mad Women – denken wir zum Beispiel an Bertha Mason aus «Jane Eyre», Anna Karenina oder Emma Bovary.
Swifts Text macht auf ein Thema aufmerksam, das bereits in Büchern, in der Promiwelt aber auch im Alltag immer wieder auftaucht: Dass Frauen oftmals so lange provoziert werden, bis sie endlich reagieren, nur damit man sie dann als verrückt bezeichnen kann.
Ex-Freunde, Glitzer und Teenie-Girlies
Es muss also nicht oberflächlich sein, wenn Studierende Taylor Swift-Songtexte analysieren – im Gegenteil. Die Sängerin spickt ihre Texte mit «Easter Eggs», nach denen die Seminarteilnehmenden suchen können. «Es lohnt sich, bei den Liedern von Taylor genau hinzuhören», erklärt Jael. «Taylor baut sehr viele Hinweise ein, die sich auf aktuelle aber auch vergangene Geschehnisse beziehen. Das wurde mir nun durch den Kurs noch einmal mehr bewusst. Diese Frau ist ein absolutes Mastermind!»
Dass Taylor Swift als Person und nun auch das Seminar pauschal abgelehnt werden, frustriert Betty. «Viele kennen die Texte gar nicht wirklich, regen sich aber darüber auf. Mittlerweile ist für mich die einzig richtige Antwort darauf ein Zitat von Taylor Swift selbst: And if I’m dead to you, why are you at the wake? (My Tears Ricochet - Folklore).»
Jedes der 11 Alben hat eine eigene Farbe sowie ein bestimmtes Oberthema. Damit sollen die verschiedenen Lebensabschnitte (auch Eras genannt – für alle Nicht-Swifties) von Taylor beschrieben werden, die aber auch auf die meisten Menschen zutreffen. «Die Songs sind nicht nur für Frauen! Zum Beispiel gibt es auch für die Prüfungszeit den passenden Songtext für alle Studierenden: I cry a lot but I am so productive – It’s an art (I Can Do It With a Broken Heart – The Tortured Poets Department)», meint Jael.
Ein Campus voller Swifties?
«Ich bin ein Swiftie durch und durch», sagt Jael von sich selbst. Häufig erfährt sie Kritik, wenn sie sich als Swiftie zu erkennen gibt, aber sie hat gelernt, mit solcher Kritik umzugehen. Dank der Songs von Taylor Swift. «Mad Woman ist mein Lieblingssong, weil er dazu ermutigt, zu seinen Überzeugungen zu stehen, selbst wenn andere anderer Meinung sind. Wenn mich jemand deshalb als Mad Woman bezeichnet, nur weil ich ein Swiftie bin, dann nehme ich diesen Titel gerne an!»
Ein Fan von Taylor Swift müsse man aber überhaupt nicht sein, um diesen Kurs zu belegen, geschweige denn toll zu finden. «Ich habe mich ursprünglich für den Kurs eingeschrieben, weil ich es interessant finde, zeitgenössische Literatur anzuschauen und Songtexte zu analysieren», so Betty. «Es amüsiert mich immer, wenn Leute mich aufgrund dieses Kurses fragen, ob ich ein Fan bin. Diese Frage wurde mir während meines Studiums sonst nie über ein Seminar gestellt. Ich glaube, viele Studierende belegen Kurse nicht, weil sie ‹Fan› von einem Thema oder Autor sind, sondern weil es interessant klingt oder zum Teil auch obligatorisch ist.»
Einfache Credits für ein bisschen Lieder singen und Taylor vergöttern
Seit sie fünf Jahre alt ist, singt Jael leidenschaftlich gern, allerdings nicht im Rahmen des Seminars. «Viele denken, dass wir im Seminar Songs singen und uns erzählen, wie toll Taylor ist. Das ist natürlich nicht so», sagt sie. Die Dozierenden stellen wöchentlich ein Album von Taylor Swift sowie ein passendes Oberthema dazu vor. In festen Gruppen analysieren die Studierenden anschliessend zwei ausgewählte Songtexte in Bezug zu den jeweiligen Themen der Woche.
Die Leistungsüberprüfung für jeden Studierenden beinhaltet das Verfassen eines Protokolls zu einer Gruppendiskussion sowie eines wöchentlichen Short Texts zu einem der analysierten Lieder. Das End Game des Seminars ist dann ein finales Projekt – da ist der Kreativität der Studierenden jedoch freien Lauf gelassen.
«Ob das Seminar nun schwierig ist oder nicht, finde ich sehr relativ», so Jael. «Long story short, für mich ist es anspruchsvoll, da ich nichts mit Literaturwissenschaften studiert habe und nun Texte analysieren und vergleichen muss. Was ich hingegen nicht schwierig finde, sind die zusätzlichen Aufgaben, die wir bekommen. Diese sind zwar mit Aufwand verbunden, aber den betreibe ich gerne.»
Hat Taylor Swift einen Platz an der Universität?
«Auch wenn vielleicht nicht alle zu Swifties konvertiert sind, haben zumindest die beiden Dozierenden Andrew Shields und Rachael Moorthy viele Fans gewonnen», sagt Jael. «Die beiden geben sich wirklich viel Mühe, und das hat grossen Einfluss. Jede Woche präsentieren sie eine wunderschöne PowerPoint-Präsentation, tragen selbstgemachte Taylor Swift-T-Shirts und laden die Studierenden ein, sich entsprechend den Farben des jeweiligen Albums zu kleiden. In diesem Kurs herrscht ein Gemeinschaftsgefühl, wie ich es selten erlebt habe. So macht es einfach Spass, an die Uni zu gehen!»
Jetzt fehlt nur noch, dass die nächste Taylor Swift Era in der Uni-Farbe Mint gehalten ist – Taylor Swift ist auf jeden Fall ein Teil der Uni Basel geworden … Closure