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Basler Professur für Paradigmenwechsel in Brustkrebsbehandlung

Prof. Dr. Walter Weber, © Universitätsspital Basel

Weltweite Studien belegen, dass Frauen mit Brustkrebs aufgrund veralteter chirurgischer Standards oft überbehandelt werden. Die Spätfolgen und das Leid sind erheblich. Und obwohl jährlich Milliarden in die Tumor- und Medikamentenforschung gehen, fehlt für die benötigten chirurgischen Studien das Geld. Prof. Walter Weber, Chirurg und Chefarzt Brustchirurgie am Universitätsspital Basel, will das jetzt ändern.

Viele Frauen, die von Brustkrebs geheilt wurden, leiden nach der Behandlung unter Schmerzen und einer stark verminderten Lebensqualität. «Wir können zwar 80 Prozent der Patientinnen heilen, jedoch treten bei ihnen viele langwierige Nebenwirkungen auf. Unsere Studien sollen dazu dienen, chirurgische Eingriffe bei Brustkrebs zu minimieren. Wenn wir weniger operieren, haben wir nicht mehr Rückfälle, aber weniger Nebenwirkungen», erläutert Walter Weber, Chirurg und Chefarzt Brustchirurgie am Universitätsspital Basel. Trotz dieser Erkenntnis wird weltweit weiterhin wie seit vielen Jahren operiert; neue Standards bei Brustkrebsoperationen sind deshalb dringend nötig. Hierfür braucht es eine neue Professur für onkologische Brustchirurgie. Denn die Einwerbung von Fördergeldern ist mühsam, die Umsetzung der klinischen Studien aufwendig und langwierig, die öffentliche Aufmerksamkeit zu dem Thema gering. Eine neue Professur auf dem Gebiet kann als treibende Kraft die relevanten Fragen angehen und neueste Erkenntnisse direkt in die klinische Praxis einbringen.

Am Departement Biomedizin der Universität Basel und dem Universitätsspital werden unter sterilen Bedingungen patientenspezifische Tumorproben für automatisierte Medikamententests vorbereitet. © Universität Basel

Weltweites Forschungsnetzwerk für klinische Studien

Um neue Standards zu entwickeln, braucht es breit angelegte Studien. Weber gründete deshalb vor sieben Jahren das internationale Forschungsnetzwerk «Oncoplastic Breast Consortium», das einzigartig ist und rund 800 Expertinnen und Experten aus über 90 Ländern umfasst. Dieses Konsortium definiert die wichtigsten Forschungsfragen mit dem grössten Nutzen für Patientinnen und führt anschliessend die Studien durch. Die erste derartige Studie zur Brustchirurgie wurde nach sechs Jahren gerade abgeschlossen und vom Schweizer Nationalfonds mit zwei Millionen Franken finanziert. Die zweite längere Studie zur Achselhöhlenchirurgie soll in sieben Jahren abgeschlossen werden. Walter Weber: «Im Rahmen unserer Forschungsprojekte können wir bereits heute die Behandlung von morgen anbieten, so dass diesen Patientinnen die Schmerzen und das Anschwellen des Armes erspart bleiben». Dem grössten Teil der Frauen bleibt dieser Zugang aber verwehrt. Und viele der vom Konsortium bereits definierten Fragen werden aus Ressourcenmangel auf Jahre hinaus unbeantwortet bleiben.

Individualisierte Behandlung gegen Metastasen

Seit vielen Jahren arbeiten Forschende der Universität und des Unispitals gemeinsam an der Entwicklung neuer Therapien und Behandlungsmethoden zum Wohle der Patientinnen mit Brustkrebs. Mohamed Bentires-Alj, Professor am Departement Biomedizin der Universität Basel, und Walter Weber verknüpfen die klinische Forschung mit der Laborforschung. «Unsere Kombination ist einzigartig. Der Vorteil ist, dass wir bei Patientinnen den Tumor entfernen und das Gewebe, das wir entnehmen, direkt der Forschung für weitere Analysen übergeben können», erläutert Weber.

Bentires-Alj entwickelte mit seinem Team die «Patienten Avatar Plattform»: Diese zielt darauf ab, mit Hilfe von Robotik die wirksamste Behandlung für jede einzelne Patientin durch personalisierte Arzneimitteltests an patientenspezifischen Tumorproben (Avataren) zu ermitteln. Jeder Brustkrebs ist einzigartig, und die Forschenden können für jede Patientin individuell bestimmen, um welchen Typ es sich handelt. «Nach einer Brustkrebsoperation und der Erstbehandlung können im Körper ruhende Krebszellen zurückbleiben und auch noch Jahre später Metastasen in lebenswichtigen Organen bilden», erläutert Bentires-Alj. Die Forschenden wollen herausfinden, wie sie verhindern können, dass Krebszellen erwachen. Sind die Metastasen erst einmal da, braucht es die beste Behandlung, um die Patientin endgültig heilen zu können. Denn Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. In der Schweiz erkranken daran jährlich rund 6000 und weltweit 2,6 Millionen Frauen.

Professur würde Resultate verzehnfachen

Weber forscht zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Chefarzt: «Mohamed Bentires-Alj und ich geben alles, was wir können. Aber auf Grund fehlender Ressourcen können wir nur einen Bruchteil dessen umsetzen, was nötig ist, um die Heilungschancen bei Brustkrebs zu verbessern und vor allem die Nebenwirkungen der Behandlung zu reduzieren». Mit einer neuen Professur könnten die Forschungslücken in der Behandlungsqualität wesentlich schneller geschlossen werden. Bentires-Alj ergänzt: «Wir können heute Patientinnen bei einem Rückfall eine individualisierte Behandlung ermöglichen. Aber aufgrund fehlender Ressourcen tun wir dies erst bei einem kleinen Teil der Patientinnen. Das Know-how ist da, doch die Handbremse ist noch angezogen».

Sie können unsere Forschung unterstützen! Mit Ihrer Hilfe ermöglichen Sie

  • verbesserte und individuell zugeschnittene Krebstherapien, um Überbehandlung zu vermeiden
  • ein tieferes Verständnis für die Behandlung von Krebs sowie für Faktoren, die diese beeinflussen
  • die Einrichtung einer Stiftungsprofessur, welche die Kompetenzen des Universitätsspitals Basel und der Universität Basel im Bereich personalisierte Krebsmedizin bündelt

Walter Fischli-Stiftung

«Wir sind sehr beeindruckt vom Engagement der Forschenden und von der Qualität ihrer Studien und unterstützen deshalb die Brustkrebsforschung an der Universität Basel. Die Interdisziplinarität der Brustkrebsforschung und ihre Nähe zu den Patientinnen sind äusserst erfolgversprechend. Die Kombination aus Klinik und Labor führt zu schonenderen und effektiveren Behandlungen, von denen Frauen mit Brustkrebs weltweit profitieren werden.»

Walter Fischli Stiftung

Markus Ackerknecht und Caroline Mattingley-Scott stehen Ihnen bei Fragen gerne zur Verfügung.

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