Stadtgeschichte on Air – Studierende vermitteln die Geschichte der Kaserne Basel
Wer in Basel wohnt oder studiert, kennt das grosse rote Gebäude am Kleinbasler Rheinufer. Von Sport über Kunst bis zu Gastronomie hat die Kaserne Basel für jeden Geschmack etwas zu bieten. Doch wie wandelte sich das einstige Armeegebäude zur heutigen Nutzung? Dem gehen Studierende der Geschichte im Rahmen eines Podcast-Projektes auf den Grund.
Wo heute ein bedeutendes Kulturzentrum und beliebter Begegnungsort ist, stand einst das Kloster Klingental. 1863 wurde auf dessen Gelände die Kaserne Basel gebaut und jahrzehntelang von der Schweizer Armee genutzt. In den 1960ern erlaubte der damalige Kommandant erste alternative Nutzungen im Areal.
Die Armee verliess die Kaserne in den 1970ern und neue Ideen machten schnell die Runde. «Die Umnutzung rettete das Gebäude», so Prof. Dr. Peter-Paul Bänziger, der eine Übung für Geschichtsstudierende zum Thema leitet. Damals sei nämlich ein Abriss der Kaserne im Gespräch gewesen.
Die Umnutzung des Basler Kasernenareals ist ein bedeutender Transformationsprozess der Stadtgeschichte. Wie der Wandel vom Militärgelände zu einem öffentlichen Ort für Kultur, Sport und Begegnung und beliebten Treffpunkt am Rheinufer verlief, untersuchen die Studierenden. Ihre Ergebnisse bilden die Grundlage für einen Podcast, den sie mit Hilfe des New Media Centers der Universität Basel erstellen.
Kunst, Klang und Quelle
In kleineren Gruppen setzen sich die Studierenden jeweils mit einem Teil der Kasernengeschichte auseinander und produzieren eine Podcast-Folge zu ihrem Thema. Eine Gruppe widmet sich dabei dem Ausstellungsraum Klingental. Dort können nicht nur etablierte Künstler*innen ausstellen, auch weniger bekannte Kunstschaffende können hier ihre Werke an den grossen Nagel hängen.
Bereits beim Schreiben des Skripts denkt die Gruppe an die Hintergrundgeräusche. Im Kern der einzelnen Folgen stehen aber Oral-History-Gespräche. «Normalerweise arbeiten wir im Geschichtsstudium mit bereits existierenden Quellen. Hier schaffen wir selbst neue», erklärt Robin. Eine Herausforderung sei dabei, dass man eine geringere Distanz zu den Quellen hat.
Die Gespräche wurden mit Personen geführt, die an der Umwandlung der Kaserne beteiligt waren. Ihre Aussagen werden in die Folgen eingebaut und dialogisch aufbereitet.
Eine weitere Gruppe erzählt die Geschichte des Spiel-Estrichs in der Kaserne. Jan verbindet mit dem Thema persönliche Erinnerungen. Er habe als Kind selbst unter dem Dach der Kaserne gespielt. Der Estrich fand seinen Anfang durch eine Mutter, die auf den Raum als Spielort für Kinder aufmerksam wurde. «Dort haben sich Mütter damals mit der Betreuung abgewechselt und die Kinder gemeinsam spielen lassen», erzählt Jan.
Engagement gibt den Ton an
Bänziger zieht noch vor Abschluss der Übung eine sehr positive Bilanz: «Ich habe selten so viel Eigeninitiative der Studierenden in einem Seminar erlebt.» Mit einem Auge fürs Detail machen die Teilnehmenden in der Sitzung, die ich begleiten darf, Vorschläge zum Intro und Outro und diskutieren intensiv.
Besonders motivierend ist es für die Studierenden, ihr Wissen praktisch anzuwenden. «Ich freue mich, dass wir unser Projekt im New Media Center mit professionellem Equipment und den Profis vor Ort aufnehmen dürfen », sagt Megan. Dort verwandeln die Studierenden ihre vorbereiteten Texte in eine neue Medienform.
Das New Media Center unterstützt die Lehre an der Universität, indem es wissenschaftliche Inhalte multimedial umsetzt. Das erfahrene Team vor Ort stellt nicht nur die passenden technischen Bedingungen zur Verfügung, sondern begleitet die Studierenden auch bei den Podcast-Aufnahmen, damit alles reibungslos funktioniert.
Das Ziel des Podcast-Projekts ist für Bänziger klar: Die Studierenden sollen sich zum einen mit der Basler Stadtgeschichte auseinandersetzen. Zum anderen sei die multimediale Vermittlung zentral. «Es ist wichtig, aus vielen Informationen einen roten Faden entwickeln zu lernen», so Bänziger. Dies ist gelungen, denn die Studierende wägen jedes Wort ab, diskutieren unterschiedliche Lesarten und achten mit Blick auf die Hörer*innen bewusst auf Klang und Rhythmus.
Unterstützt wird die Produktion der Podcasts von der Storie Kulturagentur. Der Fonds zur Förderung von Lehre und Forschung der FAG und das Departement Geschichte finanzieren das Projekt.
Die Arbeit der Studierenden strahlt über den Seminarraum hinaus in die Stadt: Vom 26. bis 31. Dezember kann man bei Radio X die sechs Folgen auch im Radio hören. Zudem können Besucher*innen der Kaserne am 18. März im Rahmen der Basler Geschichtstage QR-Codes vor Ort scannen und sich die Geschichten direkt aufs Ohr holen.

