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Leberkrebs: Wie eine Leberzelle auf Abwege gerät

Umgekipptes Weinglas mit Rotweinfleck in Form einer Leber
Eine der Hauptursachen von Leberkrebs ist ein übermässiger Alkoholkonsum. (Foto: Biozentrum, Universität Basel)

Leberkrebs ist eine der tödlichsten Krebsarten. Ein Forschungsteam der Universität Basel hat nun herausgefunden, wie eine gesunde Leberzelle auf Abwege gerät und zur Tumorzelle wird. Umfangreiche Veränderungen im Stoffwechsel verwandeln reife Leberzellen zu unreifen Vorläuferzellen zurück. Diese vermehren sich rasant und es entstehen Tumore.

21. November 2022 | Katrin Bühler

Umgekipptes Weinglas mit Rotweinfleck in Form einer Leber
Eine der Hauptursachen von Leberkrebs ist ein übermässiger Alkoholkonsum. (Foto: Biozentrum, Universität Basel)

Die Ursachen für Leberkrebs sind vielfältig. Neben Stoffwechselstörungen wie sie bei Fettleibigkeit auftreten, sind es in den westlichen Industrieländern vor allem Infektionen mit dem Hepatitis C-Virus sowie ein hoher Alkoholkonsum. Auch wenn Leberzellkrebs im Vergleich zu anderen Krebsarten relativ selten vorkommt, gehört er aufgrund der schlechten Prognose zu den häufigsten krebsbedingten Todesursachen.

Wie alle Tumorzellen so wachsen auch Leberkrebszellen rasant und unkontrolliert. Dabei stellen sie ihren gesamten Stoffwechsel grundlegend um. In der Fachzeitschrift «Molecular Cell» berichten Forschende um Prof. Dr. Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel nun, dass die Krebszellen die Produktion eines zentralen Stoffwechselmoleküls stark drosseln. Auf diese Weise wird der Stoffwechsel neu verschaltet und die Tumorzellen können schneller wachsen.

Die Leber ist das grösste Stoffwechselorgan unseres Körpers. Sie verarbeitet und speichert Nährstoffe und baut Schadstoffe ab. Wenn sich eine gesunde Leberzelle in eine Krebszelle verwandelt, verliert sie ihre Funktion. «Tumorzellen sind egoistisch. Sie verändern ihren Stoffwechsel so, dass sie möglichst rasch wachsen», erklärt der Krebsforscher Dr. Dirk Mossmann. «Gleichzeitig vernachlässigen sie alle ihre Aufgaben als Leberzelle. Deshalb ist bei Krebspatienten die Leberfunktion beeinträchtigt.»

Beträchtliche Umstellungen im Stoffwechsel

Im Zellstoffwechsel spielt das Molekül Acetyl-CoA eine zentrale Rolle. Es ist Endprodukt vieler Abbauwege und wird gleichzeitig dafür gebraucht, zahlreiche andere Moleküle herzustellen oder sie chemisch zu verändern. «Wir haben herausgefunden, dass in Leberkrebszellen alle möglichen Stoffwechselwege, bei denen Acetyl-CoA entsteht, heruntergefahren sind», erklärt Dr. Sujin Park, Erstautorin der Studie. «Dies wirkt sich auf viele andere Proteine aus wie etwa Stoffwechselenzyme. Die Funktion der Enzyme verändert sich, da sie nicht mehr durch Acetyl-CoA modifiziert werden. Den Tumorzellen kann das helfen, Zucker besser abzubauen und Energie daraus zu gewinnen.»


Originalpublikation

Sujin Park et al.
Transcription factors TEAD2 and E2A globally repress acetyl-CoA synthesis to promote tumorigenesis
Molecular Cell (2022), doi: 10.1016/j.molcel.2022.10.027

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