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Rechner der Zukunft (02/2017)

Christliche Theologie in Südkorea.

Brief aus Seoul: Meehyun Chung

Koreanerin mit Verbindungen zu Basel: Theologieprofessorin Meehyun Chung. (Bild: Yonsei University, Seoul)
Koreanerin mit Verbindungen zu Basel: Theologieprofessorin Meehyun Chung. (Bild: Yonsei University, Seoul)

An die Universität Basel habe ich sehr schöne Erinnerungen: Ich wohnte im Studentenheim an der Bernoullistrasse, wo ausser mir fast nur Schweizer lebten. Darunter gab es einige aus dem Tessin, die oft Spezialitäten wie Gnocchi oder Tiramisù kochten. Dabei habe ich viel gelernt, und erlebt habe ich auch die unterschiedliche Charakteristik der Schweizer Kantone. Das Doktorandenkolloquium fand im Haus meines Doktorvaters Prof. Jan Milič Lochman am Heuberg statt. Für mich war es sehr eindrücklich, in diesem historischen Ort theologische Diskussionen zu führen. Lochman und mein Korreferent Prof. Martin Anton Schmidt waren mir als Lehrer immer gute Vorbilder, so wie es die Skulptur beim Eingang des Kollegienhauses darstellt – sie standen hinter den Studierenden und unterstützten sie.

Seit 2013 bin ich in meiner Heimatstadt Seoul Theologieprofessorin an der Yonsei-Universität, wo es rund 35000 Studierende sowie 15000 Dozierende und Angestellte gibt. Meine Schwerpunkte sind unter anderem die feministische Theologie, die Genderperspektive und die ethischen Konsequenzen der Theologie. Ich bin hier die erste Frau in der Position als Professorin seit der Gründung der Universität im Jahr 1885 – das heisst, ich bewege mich in einer Männerdomäne. Ich empfinde dies als Herausforderung, um das Genderbewusstsein bei meinen Kollegen zu stärken. Ebenso anregend sind für mich die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Verbindung zwischen Theorie und Praxis. Als Universitätspfarrerin halte ich zudem einmal im Monat eine Predigt in der Universitätskirche, der Dozierende, Studierende und Angestellte angehören. Abwechselnd mit meinen Kollegen leite ich auch die Bibelstunden.

Noch heute habe ich Gelegenheit, meine früheren Verbindungen zu Basel weiter zu pflegen. Meine Universität hier in Seoul, samt dem Universitätsspital und der Medizinischen Fakultät, hat im letzten Jahr ein Memorandum of Understanding mit der Universität Basel unterzeichnet. Im Bereich Life Sciences sind Kooperationen in der klinischen Forschung oder gemeinsame Studiengänge geplant. Die Annäherung zwischen den Hochschulen wächst langsam. Ich habe mich sehr darüber gefreut, für die beiden Universitäten die Rolle einer Brückenbauerin spielen zu dürfen. 

Weitere Artikel in der aktuellen Ausgabe von UNI NOVA.

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