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Infusion wirksamer als Tabletten: Behandlung von Eisenanämie in Afrika

Eiseninfusionen tragen dazu bei, die Eisenmangelanämie in einkommensschwachen Gegenden zu reduzieren. (Foto: Swiss TPH, Danielle Powell)
Eiseninfusionen tragen dazu bei, die Eisenmangelanämie in einkommensschwachen Gegenden zu reduzieren. (Foto: Swiss TPH, Danielle Powell)

Eine durch Eisenmangel verursachte Anämie ist ein grosses Problem in Ländern mit niedrigem Einkommen. Insbesondere Frauen sind davon betroffen. Eine Studie, die in Tansania durchgeführt wurde, konnte nun den Vorteil einer Therapie mit Eiseninfusionen gegenüber der üblichen Behandlung mittels Eisentabletten nachweisen. Das berichtet ein internationales Forschungsteam im Fachblatt «The Lancet Global Health».

25. November 2020

Eiseninfusionen tragen dazu bei, die Eisenmangelanämie in einkommensschwachen Gegenden zu reduzieren. (Foto: Swiss TPH, Danielle Powell)
Eiseninfusionen tragen dazu bei, die Eisenmangelanämie in einkommensschwachen Gegenden zu reduzieren. (Foto: Swiss TPH, Danielle Powell)

In Afrika leiden etwa 60 Prozent der Bevölkerung unter einer Anämie. Die Hälfte der Fälle ist auf Eisenmangel zurückzuführen. Das häufigste Symptom von Eisenmangel ist chronische Müdigkeit. Neben den negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Personen sind auch die Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes signifikant. Frauen sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, das während der Schwangerschaft, bei der Geburt und in der Wochenbettperiode noch zunimmt.

Eine internationale Studie unter Leitung der Universität Basel, des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) und des Ifakara Health Institute in Tansania hat nun erstmals die Wirksamkeit einer Infusionstherapie bei Frauen in der Wochenbettperiode untersucht. Ziel ist es, die Versorgung von Anämie-Patientinnen in Gebieten mit niedrigem Einkommen zu optimieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Eiseninfusion eine sichere und hochwirksame Therapie darstellt und im Vergleich zu einer Behandlung mit oral verabreichten Tabletten sogar eine weitaus bessere Versorgung gewährleistet.

Infusion regeneriert Eisenspeicher

Die klinische Phase-III-Studie wurde in der ländlichen Region von Bagamoyo und in der ehemaligen tansanischen Hauptstadt Daressalam durchgeführt. Insgesamt 533 Frauen wurden untersucht, 230 davon nahmen an der Studie teil und erhielten während der Wochenbettperiode entweder eine Eiseninfusion oder Eisentabletten zur Behandlung ihrer Anämie.

Bereits sechs Wochen nach Behandlungsbeginn wiesen 80 Prozent der Teilnehmerinnen in der Infusions-Gruppe einen höheren Eisengehalt auf. Bei den Teilnehmerinnen in der Tabletten-Gruppe waren es hingegen nur rund 51 Prozent. Auch in nachfolgenden Untersuchungen wiesen die Frauen, die eine Eiseninfusion erhalten hatten, durchgängig bessere Hämoglobin- und Ferritinwerte auf. Dies deutet darauf hin, dass sich der Eisenspeicher in ihrem Körper regeneriert hatte.

«Das ist ein wichtiger Befund, insbesondere für Frauen, die wiederholt schwanger werden, aber zwischen den Geburten keine medizinische Behandlung in Anspruch nehmen», sagt Sandrine Meyer-Monard, Studienautorin und Lehrbeauftragte an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel. «Eine Eiseninfusion während des Spitalaufenthalts ist eine wirksame Strategie für eine unkomplizierte, wirksame und länger anhaltende Eisenversorgung vor der Entlassung», sagt Prof. Dr. Claudia Daubenberger, Leiterin der Abteilung für Klinische Immunologie am Swiss TPH.

Tabletten vs Infusion

In einkommensschwachen Gebieten besteht die derzeit empfohlene Therapie bei Eisenmangelanämie aus der täglichen Verabreichung von Eisentabletten. Eine solche orale Therapie ist kostengünstig, hat aber den Nachteil, dass die Tabletteneinnahme über einen langen Zeitraum hinweg strikt eingehalten werden muss. Zudem kann es zu Nebenwirkungen kommen. Eiseninfusionen sind zwar teurer, doch sind in der Regel nur ein oder zwei Dosen erforderlich, und die Behandlung kann bei den routinemässigen ärztlichen Untersuchungen durchgeführt werden.

«In Gebieten mit hohem Einkommen wird die Infusionstherapie mit Eisen-Carboxymaltose bereits routinemässig durchgeführt. Sie ersetzt auch zunehmend die Behandlung durch Eisentabletten», so Studienautorin Dr. Fiona Vanobberghen, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Basel und am Swiss TPH. «Die Studie zeigt, dass selbst in Regionen mit schwachem Einkommen und beschränkten Ressourcen die Behandlung durch Infusionstherapie eine sichere und hochwirksame Alternative darstellt.»

Die Eiseninfusionen können bei Raumtemperatur gelagert werden und habe eine Haltbarkeit von drei Jahren, was die Lieferkette dieses Produkts kontrollierbar macht.

Diese Studie wurde von Vifor Pharma, der R. Geigy Stiftung, der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft und dem Swiss TPH finanziert.

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