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Abschiedssymposium für Prof. Heinrich Reichert
Seit 1991 forscht und lehrt Heinrich Reichert als Professor an der Universität Basel, zuerst am Zoologischen Institut und die letzten acht Jahre am Biozentrum. Mit seiner Forschung auf dem Gebiet der Neurobiologie trug er wesentlich zur Aufklärung wie Hirntumore aus Nervenstammzellen entstehen können bei. Anlässlich seiner Emeritierung würdigt das Neuroscience-Netzwerk «Neurex» seine Verdienste mit einem wissenschaftlichen Symposium.
12. Januar 2015
Zu Ehren von Prof. Heinrich Reichert veranstaltet «Neurex» ein feierliches Abschiedssymposium zum Thema «Die Entwicklung des Nervensystems in Wirbellosen». Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das gesamte Forscherleben von Prof. Heinrich Reichert zieht. Ihn interessierten vor allem die molekularen Grundlagen, wie neuronale Stammzellen zu Nervenzellen heranreifen und wie Krebsstammzellen entstehen, die zu Hirntumoren führen.
Neuronale Stammzellen sind eine unerschöpfliche Quelle. Aus ihnen entstehen über verschiedene Reifungsschritte eine enorme Anzahl an Nervenzellen. Dass die Entwicklung von der Stamm- zur Nervenzelle nach einem festgelegten molekularen Programm abläuft, war eine bedeutende Entdeckung von Reichert. Darüber hinaus identifizierte er wichtige Gene, die für einen korrekten Ablauf des Programms sorgen und zeigte, dass Mutationen fatale Konsequenzen haben. Sie können dazu führen, dass sich Stammzellen unkontrolliert teilen, beziehungsweise dass sich gereifte Vorläuferzellen in Stammzellen zurückverwandeln. Diese sogenannten Krebsstammzellen gelten als Ursprung für Hirntumore. Wichtige Grundlage für diese Entdeckungen war die Entwicklung neuer Methoden, mit denen die Forscher Nervenstammzellen in grosser Menge und hoher Reinheit gewinnen und genetische Veränderungen aufspüren konnten. Als Modellorganismus diente Reichert die Drosophila-Fliege, die auf genetischer Ebene sehr viele Gemeinsamkeiten mit dem Menschen aufweist. Seine Erkenntnisse sind deshalb ein Meilenstein auf dem Weg zu neuartigen Strategien, um künftig Hirntumore zu verhindern oder rückgängig zu machen, auch beim Menschen.
Reichert publizierte im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere über 140 Arbeiten in hochrangigen Zeitschriften wie Nature und Science. Sein Studium der Physik, Chemie und Biologie nahm er Anfang der 1970er Jahre an der Universität Karlsruhe auf. Gefördert wurde er damals durch die Studienstiftung des deutschen Volkes. Im Anschluss forschte er mit einem Promotionsstipendium der Studienstiftung für drei Jahre am Institut für Genetik der Universität Freiburg im Breisgau und ging danach als Postdoktorand ans Department Psychologie an der Stanford University. 1982 kam er als Assistent ans Zoologische Institut der Universität Basel und kehrte nach einem fünfjährigen Aufenthalt an der Universität Genf als Associate Professor an das selbige zurück. Im Jahr 2000 wurde er zum Ordinarius für Neurobiologie und molekulare Zoologie berufen und wechselte sechs Jahre später ans Biozentrum. Neben seiner Forschungstätigkeit engagierte sich Reichert für den grenzüberschreitenden wissenschaftlichen Austausch. Er ist Mitbegründer und Vizepräsident von «Neurex» – einem europäischen Exzellenznetzwerk der Neurowissenschaften.
Das von «Neurex» organisierte ganztägige und öffentliche Symposium, welches am 23. Januar 2015 im Hörsaal 1 des Pharmazentrums um 9:00 Uhr beginnt, wird der zukünftige Emeritus mit einer Abschiedsvorlesung beschliessen. Interessierte werden gebeten sich unter www.neurex.org zu registrieren.